SonnTalk:Tele Züri, 16. Juni

In den Anfängen des Privatfernsehens hiess es, nun komme die krawallige Variante der -öffentlich-rechtlichen Sender auf uns zu. Hier sei alles ein bisschen schriller, und die möglichst hohe Quote auf Biegen und Brechen sei das einzige Ziel. Der «SonnTalk» auf Tele Züri zeigt, dass die Trennlinie nicht so scharf ist. Die Gesprächssendung wirkt im Vergleich zur «Arena» auf SRF wie eine Meditationsstunde. Die Gäste diskutieren ruhig und sachlich, lassen sich gegenseitig das Wort und scheinen vor ihrer Antwort sogar nachzudenken. Das -babylonische Stimmengewirr mit dauernder Unterbrechung und Beschimpfung fehlt hier über weite Strecken.

Und es debattiert auch keineswegs die zweite Garde. Rund um die denkwürdige Wrestling-Einlage zwischen Politikern und Polizisten im Bundeshaus nahm mit SVP-Nationalrat -Michael Graber einer der Direktbeteiligten Stellung. Analog zur «Arena» waren er und die anderen Gäste (Silvia Seiler Graf, SP, und Jürg Grossen, GLP) sich zwar nicht immer einig, tauschten sich aber sehr viel gesitteter aus, als es bei SRF die Norm ist. Mit dem Resultat, dass man als Zuschauer die Argumente wirklich mitbekommt.

Das ist zum einen angenehm. Zum anderen setzt es auch ein Fragezeichen bei der oft gehörten Aussage, wonach SRF für Meinungsbildung und Demokratie unersetzlich sei. -Private Anbieter schaffen das auch. Vor allem, wenn der Moderator wie im Fall des «-SonnTalks» seine Aufgabe richtig interpretiert: als neutraler, objektiver Stichwortgeber, der alle Gäste kritisch befragt.