In den vergangenen Tagen ist es in Deutschland zu Dunkelflauten gekommen, also zu Phasen mit wenig Sonnenschein und wenig Wind. Die Stromproduktion aus sogenannt erneuerbaren Energien war deshalb mickrig.

Solar und Wind rissen so in der Energieversorgung Lücken auf, die forcierte Stromproduktion aus Kohle-, Gas- und Ölkraftwerken sowie Importe aus dem Ausland nötig machten. Dabei mussten auch besonders teure Produktionsanlagen zugeschaltet werden. Der kurzfristige Strompreis an der Börse stieg in diesen Tagen deshalb auf einen Rekordwert von über 900 Euro pro Megawattstunde. Was die Stromkonsumenten trifft.

Auf den ersten Blick denkt man: Okay, immerhin honoriert der Markt so diejenigen Anbieter, die ihre Anlagen bereithalten, um einzuspringen, wenn das Wackelregime von Habeck versagt. Eine Prämie für die Hilfs- und Einsatzbereiten erscheint gerechtfertigt.

Bei näherem Hinsehen erscheinen Mangellagen mit Preisspitzen aber gerade für Solar und Wind als Supergeschäft. Die Unzuverlässigen werden für ihr wildes Auf und Ab, für ihre Instabilität geradezu belohnt. Wie das?

Die Börse läuft so, dass alle Stromanbieter um ihre Gebote angefragt werden: Zu welchem Preis könnt ihr wie viele Megawattstunden liefern? Der Auktionator beginnt beim tiefsten Preis. In diesem Spiel machen die Solar- und Windkraftwerke die billigsten Gebote, weil sie niedrige Produktionskosten pro Einheit haben. Sie werden deshalb als Erste zugeschaltet.

Wird am Markt mehr Strom nachgefragt, kommen die nächstteureren Anbieter zum Zug, zunächst Nuklear-, dann mit steigender Preiskurve Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke – immer teurere Offerten, bis die Stromnachfrage gedeckt ist. Weil in der Dunkelflaute die Erneuerbaren fast ausfielen, musste der Preis eben besonders hoch geschraubt werden. Meist bestimmt der Gaspreis die Ausschläge.

Jetzt der Clou: Am Schluss erhalten die Anbieter nicht den Preis, zu dem sie selber ihr Gebot gemacht haben, nein, alle erhalten den höchsten Preis – den gleichen Satz wie das letzte, das teuerste zugeschaltete Paket.

Das ist etwa so, wie wenn in der Firma alle auf das Salär des Spitzenverdieners kommen. Solar und Wind erhalten die gleichen Spitzenpreise wie der als Retter eingesprungene Elitehelfer mit den höchsten Kosten. Anders gesagt: Die Erneuerbaren erhalten exorbitante Gewinne gerade dann, wenn sie mit ihrem Versagen der Grund für Preisexplosionen sind.

Nun kommt der Einwand, dass in den Preisgeboten nur die niedrigen Betriebskosten von Solar- und Windanlagen berücksichtigt seien, die Fixkosten für Material, Bau und Rückbau dagegen nicht. Und diese seien beträchtlich, also sei die hohe Abgeltung gerechtfertigt.

Aber es gibt ja schon hohe Subventionen für Solar- und Windinvestitionen. Die Interessengruppen der Erneuerbaren kassieren doppelt.

Freizeit wie Eigenmietwert

In der Debatte über den Eigenmietwert argumentieren die Befürworter einer Besteuerung des Mietwerts einer selbstgenutzten Liegenschaft, dieser Nutzenstrom sei als Naturaleinkommen einzustufen. Und laut Gesetz seien alle Einkommensbestandteile zu erfassen, ob in Geld, Geldwerten oder in natura, und nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Betroffenen zu besteuern.

Wie ist es denn mit dem Nutzen aus eigenen Autos, Schiffen oder Flugzeugen? Die Steuerbehörden sagen: Werden wegen administrativen Aufwands ausser Acht gelassen.

Und wie ist es mit Freizeit, die doch auch Genuss und Nutzen bringt? Die Besteuerung von Freizeit wurde schon zum Thema, wenn etwa vorgeschlagen wurde, dass Personen mit Vollzeitpensen steuerlich bessergestellt werden sollen als jene, die Teilzeit arbeiten. Sollte es zur Umsetzung kommen, müsste man aber aufpassen, dass es nicht umgekehrt läuft: höhere Steuern für Teilzeitarrangements, weil der Staat ja jeden Franken braucht.

Der Preis für Merkels Freiheit

Deutschlands frühere Bundeskanzlerin hat ihr Buch «Angela Merkel. Freiheit» auf den Markt gebracht – am teuersten fürs Heimpublikum. Die deutsche Ausgabe kostet elektronisch auf Amazon Fr. 28.10, die englische Fr. 25.29, die französische ist für Fr. 21.45 zu haben, die italienische für Fr. 12.17, die spanische für Fr. 9.36.

Ist die Zahlungsbereitschaft für Freiheitsgedanken derart unterschiedlich in diesen Ländern? Ist Freiheit den Spaniern und Italienern so viel weniger wert als den Deutschen? Oder ist es eher umgekehrt: Geniesst man in Spanien und in Italien bereits so viel Freiheit, dass deren Bürger das Buch weniger dringend nachfragen als die Deutschen? Oder geht es eher ums Freiheitsverständnis der Autorin als um Freiheit?