Blaise Hofmann: Die Kuh im Dorf lassen – Oder die Herausforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft in der Schweiz. Atlantis, 185 S., Taschenbuch. Fr. 24.90.

Seite um Seite wird man beim Lesen in den Strukturwandel hineingezogen, der in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung der Landwirtschaft beherrscht hat. Der Autor ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat sich dann aus der Branche verabschiedet, wurde Schriftsteller und Dozent, blieb aber mit dem Bauerntum verbunden, auch als Weinbauer. Der altmodische Begriff ist im Zusammenhang mit den Schilderungen von Blaise Hofmann angebracht, denn er beschreibt an vielen Stellen Erinnerungen an Situationen und Ereignisse, die einen beim Lesen in eine frühere Welt versetzen und vor Augen führen, welch gewaltige Veränderungen die Landwirtschaft durchgemacht hat.

Die Geschichten, primär aus dem Welschland, reichen vom gekonnt konstruierten Misthaufen des Grossvaters über Veränderungen der Dörfer, in denen viele Bauernhöfe wie auch Käsereien, Dorfläden und andere Treffpunkte verschwanden, bis zu Gesprächen mit modern eingestellten Bauern aus dem Bekanntenkreis oder der Gegend des Autors, die heute mit Maschinen, Kapital, Wissen und Bürokratie Landwirtschaft betreiben. Hofmann stellt ein breites Spektrum von Leuten mit ihren jeweiligen Ansätzen vor, wie sie mit dem Land umgehen, technisches und biologisches Wissen einsetzen, politisch agieren, um Nahrungsmittel und Umweltgüter zu produzieren.

Werner Gnatzy und Jürgen Tautz: Insekten – Erfolgsmodelle der Evolution. Springer, Berlin. 2023, 256 Seiten, broschiert, zahlreiche Abbildungen und Fotos. Fr. 38.90

Auf der ganzen Welt gibt es über eine Million bekannte und dokumentierte Insektenarten in allen Formen und Farben, wovon etwa ein Drittel Käfer sind. Aber so genau weiss das niemand, denn die meisten Arten sind noch gar nicht entdeckt. Gemäss Schätzungen könnten es bis zu fünfmal mehr sein. Das Buch «Insekten – Erfolgsmodelle der Evolution» nimmt die Leser mit auf eine abwechslungsreiche Reise in die Welt dieser faszinierenden Tiere, die fürs Funktionieren und die Aufrechterhaltung des Ökosystems von grösster Wichtigkeit sind.

Von den beiden Autoren, zwei deutschen Professoren und ausgewiesenen Experten auf ihrem Gebiet, erfährt man etwa, in welchen Phasen die Metamorphose vom Ei zum adulten Insekt abläuft. Ausserdem geht es darum, wie die Gliederfüssler mit jeweils sechs Beinen ihren Körper pflegen, wie sie sich gegen Feinde wehren, wie sie auf Beutefang gehen und wie die Partnersuche abläuft. Über den Supersinn eines Frühwarnsystems verfügt zum Beispiel der schwarze Kiefernprachtkäfer, ein Schädling, der mit Infrarotrezeptoren Waldbrände über grosse Distanzen wahrnimmt. Bei aller Faszination für die kleinen Tiere hat das Buch auch eine nachdenkliche Komponente: Die Autoren warnen vor Umweltzerstörungen, die nicht nur direkt die Insekten, sondern indirekt die Menschen gefährden.