Es gibt drängende Fragen im Leben, auf die es zur Antwort exakte Fakten braucht. So eine drängende Frage ist beispielsweise: Macht Soja unfruchtbar?

Und wie stellt sich dieselbe drängende Frage bei der Covid-Impfung?

Zum Glück gibt es unsere Journalisten, die solch drängenden Fragen akribisch auf den Grund gehen. Dazu machen sie einen sogenannten Faktencheck.

«Faktencheck: Macht Soja unfruchtbar?», titelt dann der Tages-Anzeiger. «Faktencheck: Kann die Covid-Impfung unfruchtbar machen?», titelt dann das Schweizer Fernsehen.

Faktencheck, Faktencheck. Wenn es in den Medien eine Pandemie gibt, dann ist das die Faktencheck-Manie. Jede Woche erscheinen Dutzende der Checks in den Medien.

Letzte Woche etwa reichten sie vom «Faktencheck zum Covid-19-Gesetz» bei SRF bis zum «Faktencheck: Wie lange wirkt die Impfung wirklich?» in der Luzerner Zeitung. Kurz die Resultate: Das Covid-Gesetz ist über alles gesehen wunderbar, und die Impfung ist über alles gesehen wunderbar.

Und damit wären wir beim Problem. Ein Faktencheck muss versuchen, die Wahrheit zu einer Sachfrage zu ergründen, so aufrichtig und aufwändig, wie man der Wahrheit nur nahekommen kann. Nun hat die Wahrheit aber die unschöne Eigenschaft, dass sie meist komplex und kompliziert ist. Wahrheiten sind nie schwarz-weiss.

Ein echter Faktencheck müsste darum sehr differenziert ausfallen. Damit kollidiert er mit einem journalistischen Grundprinzip. Das Prinzip lautet, dass unnötige Differenzierung des Teufels ist. Differenzierung ruiniert jede knackige Schlagzeile. Eine Schlagzeile, dies im Gegensatz zur Wahrheit, ist schwarz-weiss.

Vor allem rund um Corona hat die Faktencheck-Manie einen enormen Booster bekommen. Schauen wir darum einmal, wie zutreffend manche Checks ausgefallen sind.

Es ist oft nur die Wiedergabe der eigenen Ideologie, bemäntelt mit einer scheinbaren Objektivität.

Nehmen wir den Faktencheck des Blicks zum Thema Maskenpflicht. Resultat: «Die Schutzwirkung der Atemschutzmasken ist verschwindend gering.»

Nehmen wir den Faktencheck von 20 Minuten zum Thema Virusverbreitung. Resultat: «Geimpfte nicht ansteckend.»

Nehmen wir den Faktencheck des Schweizer Fernsehens zu möglichen Virus-Varianten. Resultat: «Von einer gefährlichen Mutation kann keine Rede sein.»

Nehmen wir den Faktencheck des Tages-Anzeigers zur Wirksamkeit der Impfungen. Resultat: «Deutlicher Zusammenhang zwischen hoher Impfquote und tiefen Fallzahlen.»

All das war völlig falsch. Masken waren als Schutz hilfreich. Geimpfte steckten vielfach andere an. Virus-Mutationen wurden zum Hauptproblem. Höhere Impfquoten endeten, wie zuletzt, in mehr Corona-Fällen.

Warum machen Redaktionen Faktenchecks, die stattdessen Fake News produzieren? Die Antwort ist einfach. Sie machen gar keine Faktenchecks. Sie machen Politik.

Bleiben wir bei Corona. Journalisten haben verständlicherweise keine Kenntnis der virologischen Materie. Für ihren sogenannten Faktencheck wählen sie darum das übliche Vorgehen von Laien. Sie kontaktieren einen oder zwei Experten aus Wissenschaft oder Beamtentum und stellen Fragen zur Faktenlage.

Natürlich wählen sie einen Experten, der auf der Redaktionslinie liegt. Wenn die Redaktion die Linie der Panikmache fährt, dann wählt sie für ihren Faktencheck einen Experten, der bekannt dafür ist, dass er die Apokalypse nahen sieht. Wenn die Redaktion die Linie der Öffnung fährt, dann wählt sie für ihren Faktencheck einen Experten, der bekannt dafür ist, dass er lieber Entwarnung gibt.

Mit echten Faktenchecks hat das darum wenig zu tun. Es ist oft nur die subjektive Wiedergabe der eigenen Ideologie, bemäntelt mit einer scheinbaren Objektivität.

Wenn man Redaktionskulturen etwas kennt, kann man diese Haltung nachvollziehen. Redaktionen wie jene von Blick, Tages-Anzeiger und Schweizer Fernsehen beispielsweise waren in der Corona-Frage zumeist verlässlich regierungstreu. Sie waren gern alarmistisch und unterstützten die staatlichen Beschränkungen der individuellen Freiheit – bis hin zum Impfzwang. In ihren Faktenchecks widerspiegelt sich weniger die Sachlage als vielmehr ihre gesellschaftspolitische Haltung.

Das ist nichts Neues im Journalismus. Fakten sind dann Fakten, wenn sie der eigenen Meinung entsprechen.