Da hat sich doch tatsächlich vor ein paar Jahren ein Golfklub im schottischen Muirfield erdreistet, an seinen seit 1744 geltenden Regeln festzuhalten – und weiterhin ohne Frauen spielen zu wollen. «Mittelalterliches» Verhalten sei das, warfen ihm einige Damen vor, schnappten nach Atem und wollten den Entscheid nicht akzeptieren. Irgendwann beugten sich die Herren dem Druck des Frauenkollektivs und öffneten den Klub für die Ladys.

Auch einige Serviceklubs wie Rotary massen sich an, keine weiblichen Wesen aufzunehmen. Neulich habe ich ein Referat bei Rotary gehalten. Man erzählte mir, dass die Klubs unter zünftigem Druck stünden und ihnen das Etikett der Frauenfeindlichkeit angehaftet werde; dass es auch gemischte Rotary-Klubs und solche nur für Frauen gibt, spielt für die Vorwürfe keine Rolle. Sie hinterlassen die Herren – diplomatisch ausgedrückt – dezent genervt.

Dann die Zünfte. «Frauen sind eine Bereicherung für die eingeschworenen Männerklubs», argumentieren einige Zeitgenossen seit einem Weilchen emotional. Ausschluss aufgrund des Geschlechts sei diskriminierend. Dem feministischen Zeitgeist kann sich keiner so leicht entziehen, und so sollen ab dem 1. Januar 2022 in Basel Frauen in allen Zünften zugelassen werden. Dort sind Zünfte, anders als in Zürich, öffentlich-rechtliche Körperschaften. Zivilrechtlich sei es darum heikel, Frauen auszuschliessen, befand ein Gutachten. Die Männerzünfte, hiess es bei Telebasel vergangenen März, wollten sich dazu nicht äussern. Als «Männerversteherin» (NZZ über Tamara) kann ich mitfühlen. Ein maskulines Mitglied der Gesellschaft sollte sich zu Frauenfragen besser nicht mitteilen – nicht einmal dann, wenn es das Mitglied selbst betrifft. Lassen Sie mich das darum übernehmen.

Die Entstehung der Zünfte geht zurück ins 12. Jahrhundert, als sich Handwerker zu organisierten Verbänden zusammenschlossen und Regeln festlegten, die der beruflichen Absicherung und Positionierung dienten. In progressiven Städten wie Köln arbeiteten im Mittelalter auch Frauen im Gewerbe, es gab dort drei reine Frauenzünfte – eine Ausnahme. Heute definieren sich Zünfte wirtschaftlich vor allem über ihr Engagement fürs Gemeinwohl.

Oftmals wollen die Männer in ihrer traditionellen Runde unter sich bleiben. Wo ist das Problem? Ich sehe beim besten Willen nichts Mittelalterliches daran, wenn ein Klub sein Recht auf Selbstbestimmung wahrnimmt. Es gibt gute Gründe, warum Männer gewisse Freizeitbeschäftigungen ohne das Mittun von Frauen ausleben möchten.

Die Geschlechter haben eine unterschiedliche Definition von Vergnügen. Ohne Frauen sind Männer entspannter, die Gruppendynamik ändert sich. Ich stelle mir das so vor – vielleicht liege ich falsch: Männer tun in Abwesenheit von Frauen Dinge, die sie sonst unterdrücken müssen. Sie prahlen, reden nichtssagendes Zeug daher, verharren stundenlang in Schweigen oder reissen Sprüche, über die wirklich nur Männer lachen können – und es ist in Ordnung. Keiner nimmt das Verhalten persönlich, der guten Stimmung tut es keinen Abbruch. In Anwesenheit von Frauen hätte die Hälfte ihrer Handlungen oder Äusserungen Konsequenzen.

Sind Fitnessklubs nur für Frauen mittelalterlich? Es gibt Business-Netzwerke nur für Frauen. Strip-Klubs. Schwimmbäder. Vereine, in denen sich Frauen für soziale Anliegen zusammenschliessen. Männer müssen draussen bleiben. Ist ein Mädchenverein jungenfeindlich? Darüber beschwert sich keiner. Kein Mann ist beleidigt, weil er irgendwo ausgeschlossen ist. Warum machen wir bei Frauen aus allem ein Drama? Und sowieso: Warum sollen Frauen sich überall bei den Männern oder Männer überall bei den Frauen beteiligen dürfen? Es ist, soviel ich weiss, kein Grundrecht, überall dabei zu sein.

Frauen haben als Nicht-Zunftschwestern keinen Nachteil im Leben. Denn anders als früher spielen Zünfte heute für den beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg keine entscheidende Rolle. Es stehen zahlreiche andere Möglichkeiten für das Netzwerken oder für gemeinschaftliche Bürgeraktivitäten zur Auswahl. Und nicht zu vergessen: Seit Jahren nehmen drei Basler Zünfte Frauen auf, es existiert also längst die Möglichkeit zum Beitritt.

Angesichts der Anstrengungen, einen Aufnahmezwang durchzusetzen, stellt sich auch die Frage: Ist das ein so dringendes Bedürfnis für viele Frauen? Und warum ging das nicht von Damen aus dem bürgerlichen Lager aus? Angesichts ihrer viel stärkeren Vertretung in Wirtschaft und Unternehmertum müssten ja gerade sie in einem Ausschluss massive Nachteile erkennen. Lustigerweise kam der grösste Einsatz für die Öffnung aller Basler Zünfte von einem SP-Mann, der selbst nicht mal Zunftmitglied ist. Aber zu wissen beansprucht, was frau braucht und was wichtig für sie ist.

Geschlechtertechnischen Unausgewogenheiten kann man gut begegnen, indem man beispielsweise selbst Vereine oder Serviceklubs gründet. Es steht einem ja nichts im Weg, seine Situation aktiv zu ändern, wenn man mit dem Angebot nicht zufrieden ist. Männer wollen hie und da unter sich bleiben? So what? Man sollte ihnen den Spass lassen.

 

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