Sein Arbeitsplatz befindet sich vor allem hinter der Kamera – aber auch davor. Donat Hofer ist seit Juni 2021 im 50-Prozent-Pensum als Redaktor und Reporter beim Online-Format «rec.» von SRF angestellt. Dabei hat sich der Berner rasch einen Namen als einfühlsamer Journalist gemacht, der genau hinschaut, unvoreingenommen berichtet sowie die Bilder und die porträtierten Menschen in den Vordergrund rückt und für sich sprechen lässt. «Ob ich Freiheitstrychler begleite oder Menschen, die im Wald wohnen, besuche, ich bin einfach neugierig, ergebnisoffen und unparteiisch», sagt er. Dass er heute dieser Tätigkeit nachgeht, hat sich keineswegs abgezeichnet.

Aufgewachsen in der Stadt Bern, wusste er nach der Sekundarschule nicht so recht, wie es weitergehen sollte. «Schliesslich besuchte ich die Handelsschule und machte die Berufsmatur», erzählt er. An der Fachhochschule Bern studierte Hofer Betriebsökonomie und schloss mit einem Bachelor ab. Während des Studiums kam er erstmals mit dem Journalismus in Kontakt, wenn auch noch recht niederschwellig. «Wenn man beim Radio RaBe zwei Wochenendkurse belegt, dann kann man selbst Sendungen produzieren», erklärt er, der den TV- und Radiomoderator Hannes Hug als eine Inspirationsfigur bezeichnet. Gesagt, getan: Einmal im Monat war Hofer fortan hobbymässig und unentgeltlich mit einem Live-Gespräch auf dem Äther. «Dabei habe ich mich jeweils eine Stunde lang mit Menschen unterhalten, die mich auf irgendeine Weise inspiriert haben», sagt er. Darunter befanden sich etwa ein Astrophysiker, ein Wirtschaftsethiker, der Berner Musiker Baze oder ein Tantra-Experte.

Nach dem Studium bekam er bei der Stellensuche zunächst Absage um Absage, ehe er doch noch als Bankrevisor eine Anstellung fand. «Ich wusste aber von Anfang an, dass ich diesen Job nicht bis zur Pensionierung machen möchte», sagt er schmunzelnd. Deshalb verliess er eineinhalb Jahre später die Finanzwelt und brach zu einer siebenmonatigen Reise durch Zentralamerika auf. «Im Anschluss daran machte ich eine Auslegeordnung meines Lebens und suchte auch die Berufsberatung auf.» Dort wurde seine Affinität zu den Medien zwar erkannt, Hofer hatte aber noch nicht den Mut, auf diese Karte zu setzen, und sah auch keinen gangbaren Weg.

Also ging’s an die Universität Bern, wo er Mathematik zu studieren begann und schliesslich in Psychologie mit einem Masterdiplom abschloss. Beim Jobben als Student lernte er einen Mitinhaber der privaten TV-Produktionsfirma Mediafisch kennen, die auch für SRF Beiträge erstellt. Dieser wies ihn auf Praktikumsmöglichkeiten bei seinem Unternehmen hin. «2017 zügelte ich nach Zürich, machte das Praktikum und arbeitete dann weiter bei dieser Firma, heute noch 30 Prozent», sagt er. In der Freizeit drehte Hofer einen Dokumentarfilm über die Rapperin Steff la Cheffe, die er von der Schule her kannte. «Der Beitrag, an dem ich eineinhalb Jahre lang arbeitete, stiess bei SRF zwar auf Anklang, wurde aber trotzdem nicht ausgestrahlt, weil Steff letztlich nicht wollte.» Doch der Film war für ihn ein Türöffner und Mutmacher zugleich, weil er in der Branche Kontakte knüpfen konnte und zur Gewissheit gelangte: «Ich kann’s.»

«Reise in eine andere Lebensrealität»

Hofer bewarb sich bei «rec.» und bekam die Stelle. Dieses Sendegefäss von SRF ist speziell für Junge und für Online-Beiträge konzipiert, weshalb die Sendungen immer zuerst auf Youtube und erst später im TV gezeigt werden. «Wir filmen, schneiden und vertonen alles selbst», beschreibt er die Arbeitsweise. Und jedes Mal, wenn er ein neues Thema anpackt, «ist es wie die Reise in eine andere Lebensrealität, die ich in eine Geschichte verpacken kann».

Seine Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. «Heute bin ich sehr zufrieden mit meiner Situation», reflektiert er, der mit Frau und Kind am Eingang zum Emmental wohnt. «Der Mix macht es aus. Mein Job hat psychologische, poetische und dramaturgische Aspekte, und ich kann mit Text und Bild arbeiten.» Angesprochen darauf, wie es weitergehen könnte, ist Hofer selbst gespannt, hat er doch auch Selbstzweifel an seinen Fähigkeiten und will noch besser werden. «Sicher bin ich kein Tagesjournalist und kein Nachrichtensprecher», weiss er. Seine Stärke sei es, mit Menschen zu sprechen, Reportagen und Dokumentarfilme zu drehen. Also statt «Tagesschau», «Arena» oder «Rundschau» sind es eher Sendegefässe wie «SRF bi de Lüt», «Mona mittendrin», «Gredig direkt» oder «Aeschbacher», die ihn ansprechen. Es würde nicht überraschen, wenn Donat Hofer dereinst wieder seine eigene Sendung hätte – diesmal aber bei SRF.

Franz Fischlin war achtzehn Jahre lang Journalist und «Tagesschau»-Moderator beim Schweizer Fernsehen. Über Donat Hofer sagt er: «Was ihn als Journalisten auszeichnet, ist seine Neugier und Offenheit — gegenüber Menschen und Themen. Er fragt kritisch und ist gleichzeitig respektvoll. Und er schmunzelt auch mal über sich selber, wenn er beispielsweise als Städter nicht weiss, wie ‹der Puck› beim Hornussen heisst. Dank seiner Authentizität und Spontaneität öffnen sich ihm Türen und Menschen. Hauptprofiteur ist das Publikum, das mit ihm in Realitäten eintaucht, in denen viel Überraschendes und Neues entdeckt werden kann. Und das steht im Mittelpunkt, nicht er.»