Es war ein Sommertag vor knapp zwanzig Jahren. Ich war gerade auf dem Weg zu einer Verabredung in Altschwabing, nahe dem Englischen Garten. Da sah ich ihn: Hans Magnus Enzensberger. Wahrscheinlich kam er soeben aus seiner Schreibwohnung ein paar Strassen weiter. Das weisse Haar leuchtete schon von weitem. Man erkannte ihn sofort. Die schlanke Gestalt, die markante Frisur, das einprägsame Gesicht.
Meine erste intellektuelle Begegnung mit dem grossen Essayisten und Publizisten datiert auf das Jahr 1988. Da schenkte mir eine Freundin Enzensbergers Essayband «Mittelmass und Wahn». Das titelgebende Stück fand sich am Ende des Buches. Eine feinsinnige Analyse bundesdeutscher Befind ...
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Was ein paar Nörgler als Unzuverlässigen, Chamäleon oder Luftikus bezeichnet haben, war in Tat und Wahrheit einer der Wenigen, die es geschafft haben, sich aus dem links-woken Mief der deutschen Nachkriegsschriftsteller, von denen die meisten längst in der Bedeutungslosigkeit versunken sind, zu befreien. Mit seiner Neugier, seinem Scharfblick und der Fähigkeit, auch eigene Irrtümer zu erkennen, stand und steht er leuchtturmhoch über dem Heer hilflos nörgelnder Schreiberlinge.