An diesem dunstigen Morgen erwachte Weltmeister Magnus Carlsen ungewöhnlich früh. Er hatte schlecht geschlafen. Seit einigen Tagen plagten ihn komische Gedanken, als würden unsichtbare Drohungen um ihn kreisen. Er hatte sich zwar in den vorangegangenen Runden des Sinquefield Cups im amerikanischen St. Louis ordentlich konzentrieren können. Aber an diesem Tag im September 2022 wusste der Norweger, dass er der physischen Verkörperung seiner Ängste nicht länger ausweichen konnte.
Der Gegner an diesem Tag hiess Hans Niemann. Der damals 19-jährige Amerikaner spielt zuweilen, als stammte er von einem anderen Stern. Manche Siege erringt er in komplizierten taktischen Verwicklung ...
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Die Abschlussfragen dieses Artikels spiegeln eine klare Meinung und in keiner Weise die aktuellen Faktenlagen zu diesem Fall wider. Man hätte sich als Journalist schon tiefer mit der Materie beschäftigen müssen, um hier einen guten Artikel zu verfassen.
Die Intelligenz der Schachspieler verblüfft und fasziniert mich immer wieder. Irgendwie scheint es auch eine "Inselbegabung" zu sein. Viele studierte Akademiker können niemals so gut Schach spielen und viele Top Schachspieler sind keine studierten Akademiker.
Ich habe den Buben Pelletier schon in Biel in den Zeiten bewundert, als Karpov dort regelmässig Gast war. Noch mehr bewunderte ich den kleinen Carlson, als er träumerisch auf seinem Stuhl herumrutschte und die hoch dotierten Gegner aus dem Feld räumte. Dass er Weltmeister werden würde, hat mich nicht überrascht. Aber dass er sich weigert, gegen einen jungen ebenbürtigen oder gar besseren Spieler anzutreten, ist enttäuschend. Wenn die ewig gleichen Spieler aufgemischt werden, um so besser.
Schachspielen hat nur mit einer sehr speziellen Art von Intelligenz zu tun. Ob man ein hinreichend grosses Areal seines Gehirns auf die speziellen Regeln des Spiels einstimmen kann. Das ist heute ein "relativ" einfaches Gebiet der künstlichen Intelligenz.
Diese Art Intelligenz ist nicht altersabhängig.
Gegen ein begabtes 10-jähriges Kind hat auch ein guter Klubspieler keine Chance. In den 50er bis 80er-Jahre konnten sich die besten Spieler der Welt vorne behaupten. Smyslov, Tal, Keres, Bronstein, auch Kortschnoi waren wie für die Ewigkeit geschaffen. Heute sind die Besten der Welt kaum über 30/35 Jahre alt und werden von den Jungen verdrängt.
Es gibt "Intelligenzparallelen" zur Musik. Es gibt zahlreiche junge Solisten, die spielen mit der Reife eines 60-/70jährigen. Das zeigt einfach, welches riesige Potential die Kinder in sich tragen. Es muss nur gefördert werden durch einen erfahrenen Meister, und Kinder werden zu Göttern. Die Welt ist nicht verloren, solange die Kinderseelen nicht grossflächig nicht mit all dem Zivilisationsmüll zugedeckt werden.
Ich habe die Problematik Carlsen - Niemann interessiert verfolgt. Carlsens Schachkarriere begeistert mich bereits, als er noch 12 Jahre alt war. Seine Partien gegen Anand fand ich spektakulär. Weltmeister reifen, und es braucht viel Zeit und viele Meisterschaften, bis sich einer zum Großmeister oder Weltmeister qualifizieren kann. Von 0 auf 100 erinnert an den schachspielenden "Türken", der getürkt war. Implantate machen aus uns allen Genies, körperlich oder geistig.
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