Wer will was im Krieg um die Ukraine? Diese Frage kann Jacques Baud, ein Genfer Ökonom, aus mehreren Perspektiven beantworten: Er arbeitete für die Nato, den Westen, als es 2014 in Osteuropa zu brodeln begann. Und zuvor, während des Kalten Krieges, analysierte er im Auftrag des Schweizer Nachrichtendienstes die Streitkräfte des Ostblocks. Krieg und Frieden sind die Lebensthemen des heute 67-jährigen Rentners. Sein Wissen, angereichert durch Uno- Friedensmissionen, verschriftlichte er in mehreren Büchern. Wegen der gegenwärtigen Weltlage arbeite er heute mehr als früher, scherzt er, als wir ihn per Telefon erreichen. Seite 52

Die Wahlen im nächsten Jahr rücken langsam, aber sicher näher. Die Parteien machen sich bereit. Eine wichtige Rolle wird Thomas Matter spielen. Der Zürcher SVP-Nationalrat bringt sich gleich mit zwei Anliegen in Stellung, die viel zu reden geben werden. Die Unterschriftensammlung für die SRG-Initiative «200 Franken sind genug!» ist angelaufen. Zudem plant der Unternehmer mit anderen Mitstreitern ein Projekt zur Fragestellung, wie die Schweiz die Zuwanderung wieder in den Griff bekommen könnte. Offen ist überdies, ob Matter für den Ständerat kandidieren wird. Seite 48

Die Einheitsfront gegen Russland kann eine bittere Wirklichkeit nicht kaschieren: Der Westen ist führungslos. Boris Johnson spielt sich in der Ukraine als Held auf, aber zu Hause brennt sein Dach lichterloh. Olaf Scholz hat als Kanzler bislang vor allem einen Eindruck hinterlassen: Auf Deutschland ist kein Verlass. Emmanuel Macron, der einst grosse Pläne für ein starkes Europa schmiedete, hat den Kontakt zum Volk verloren und ist primär mit sich selbst beschäftigt. Schliesslich Joe Biden: Was er anrührt, zerbricht ihm in der Hand. Die Ära der grossen US-Präsidenten und world leader sei vorbei, schreibt Urs Gehriger. Um dem Phänomen auf den Grund zu gehen, konsultiert er Henry Kissinger. Der 99-jährige Altmeister der Diplomatie zeigt in seinem neusten Werk «Staatskunst » anhand von sechs Führungsfiguren auf, was Leadership in Zeiten von Krise und Umbruch auszeichnet. Seite 26

Uwe Tellkamp ist einer der erfolgreichsten, ungewöhnlichsten und sicher mutigsten Schriftststeller Deutschlands. Aufgewachsen in Dresden, ausgebildeter Mediziner, landete er mit «Der Turm» einen Sensationscoup. Vergleiche mit Thomas Mann waren eher die Regel als die Ausnahme. Schlagartig avancierte der Familienvater zur Reizfigur, als er sich während der Flüchtlingskrise kritisch über Angela Merkel äusserte und die Meinungsäusserungsfreiheit auch im Kulturbetrieb einforderte. Aus Anlass seines neusten Romans, «Der Schlaf in den Uhren», haben Matthias Matussek und Roger Köppel den Autor in Dresden besucht. Ein bestens gelaunter Tellkamp erzählte freimütig wie wohl noch nie in einem Interview. Zum erstenmal spricht er in der Weltwoche über sein inniges Verhältnis zum Italowestern, den französischen Kriminalflm der sechziger Jahre und die seltsame ideologische Verklemmtheit vieler Kulturschaffender. In irritiert die Überheblichkeit vieler Westdeutscher gegenüber dem Osten, und er warnt vor der Verhunzung der Sprache durch die «Woke»-Ideologie. Seite 28–34

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