Heimat! Diese grosse Sehnsucht nach eigenem Raum auf Erden, von dem wir vielleicht sogar annehmen, er gehöre uns. Heimat! Dieses innere Konstrukt aus subjektiven Deutungen, das auch mal ein Chatroom sein kann, von Vaters Bärner Platte gefütt ...
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Für mich drängt sich eine Parallele zur heutigen Zeit auf: Auf der einen Seite der konservative Gotthelf und sein liberaler Zeitgenosse und Kritiker Gottfried Keller, auf der andern Seite aktuell Christoph Blocher und die Linken. Um Gotthelf zu kennen, muss man auch seinen Briefwechsel mit Keller lesen. Gotthelfs Frauenbild ist für mich als halber Emmentaler gelinde gesagt schwer nachvollziehbar - einziger Lichtblick ist das 'Erdbeer-Mareili', nebst vielen gfürchig geifernden Flintenweibern.
Gotthelf ist zeitlos. Kann man immer lesen.
Albert BITZIUS hat Grossartiges geschaffen. Es spricht für sich und braucht keinen Kommentar. Was es schon gar nicht braucht, ist ein DEU Professor welcher jetzt nach zweihundert Jahren alles neu aufrollt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einem DEU Professor gelingen kann, das Wesen von Jeremias GOTTHELF mehr zu ergründen, als dies den Einheimischen bis jetzt gelungen ist. Das Wesen von BITZIUS und der Region ist ein Mysterium, seine Zitate sind unterdessen Legenden.
Vergessen Sie nicht, dass Gotthelf von einem deutschen Verleger, dem alten Springer, in Dtl. "entdeckt" und auch gedruckt wurde. Dieser hat zudem zum besseren Verständnis für seine Landsleute eine Art Dictionnaire für berndeutsche Gotthelfvokabeln herausgegeben.
Das ist gut und recht. Wenn ich mir vorstelle, dass wir Urschweizer sinngemäss einen Südtiroler Schriftsteller vom gleichen Kaliber in gleicher Art behandeln, dann können Sie erahnen, wie ich solch Vorgehen beurteile. Es ist eine Art unmögliche Aufgabe. Es fehlt das Urverständnis und das Wesen, das nur die „Eingeborenen“ verstehen können. Da hilft auch kein Wörterbuch, es fehlt eben an Geist und Urverständnis zur Region, Landwirtschaft, Handwerk und Kultur.
Da mögen Sie zum Teil recht haben. Es gab z.B. in Dtl. eine Bühnenbearbeitung von einem Gotthelfstück mit einem Bühnenbild, wo ein bäuerliches Anwesen mit Umzäunung à la US-Ranch abgebildet war mit der Anschrift "Henusode" auf einem Holzbrett über dem Eingangstor. Da war bezüglich berndeutschem Dialekt mit der Übersetzung, bez. Umsetzung von Bernergeist bei unseren deutschen Freunden einiges schief gelaufen. Henusode!
Gotthelf war ein Intellektueller der sich an der Realität seiner nächsten Umgebung orientiertiere. Und das war seine Stärke. Leider schwafeln die heutigen Intellektuellen orientierungslos dahin.
Dem Kader einer Guetzlifabrik in Trubschachen wird von der Firmenleitung ans Herz gelegt, Gotthelf zu lesen. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb die Firma mit ihren Produkten weltweit sehr erfolgreich ist.