Der Mensch ist von Natur aus gut, hat aber ein paar grundsätzliche Defekte. Zum Beispiel hängen die meisten Leute Bilder zu hoch auf. Dieser Instinkt stammt aus der Urzeit, als alle Säugetiere winzig waren. Fast alle schönen und erstrebenswerten Dinge in ihrem Leben befanden sich über ihnen, so dass sie ständig hochschauen mussten, zu den köstlichen Früchten, den fetten Nüssen, den saftigen Beeren. Diese archaische Überzeugung, dass das Schöne und Wichtige oben ist, führt dazu, dass die Leute es einfach irgendwie falsch finden, ein bei Ebay ersteigertes Ölgemälde so niedrig zu hängen, dass sie nicht zu ihm hochschauen müssen. Natürlich trügt sie ihr Gefühl, denn richtig ist – wie so oft, wenn Instinkte im Spiel sind – genau das Gegenteil. Die Faustregel lautet: Wenn du denkst, das Bild hängt zu tief, hängt es genau richtig. Es ist wie beim Fischbraten. Die meisten Leute kaufen für teures Geld Lachs und Doraden, nur um sie dann totzubraten. Sogar in Italien folgen viele Köche dem Impuls, Fisch bis zum Garpunkt zu braten. Am schlimmsten ist es beim Schwertfisch alla griglia: Der Schuhmacher lässt grüssen!

Woher der menschliche Trieb zum Durchbraten von Fischen kommt, wissen die Anthropologen nicht. Sicher ist nur, dass es ein mächtiger Trieb ist, der bei allen Völkern ausser bei den Chinesen vorkommt. Und auch bei den Chinesen ist der richtige Umgang mit Fisch wohl vor allem eine Folge des früheren Holzmangels, der zu kurzen Garzeiten zwang.

Wie auch immer: Wenn du denkst, der Fisch ist noch roh, nimm ihn aus der Pfanne! Und wenn du denkst, dass du Englisch kannst, übersetz hier und jetzt den folgenden Satz ohne zu googeln ins Englische: «Jane ist eine Naschkatze.» Oder etwas noch Einfacheres: «Jim ist abgehauen.» Es ist immer dasselbe: Zuerst hängen die Leute Bilder zu hoch an die Wand, danach braten sie den Lachs zu Leder, und zum Schluss sagen sie: «Ich spreche Deutsch, Englisch und ein bisschen Französisch.» Doch wenn es darauf ankommt, zeigt sich, dass sie ein sehr gebrochenes Französisch sprechen und unter «Englisch» die Sprache verstehen, die sie mit einem Polen oder Japaner sprechen, um sich zu verständigen. Aber wirklich Englisch zu können, bedeutet, in New York an einer U-Bahn-Station zu verstehen, was der Fentanyl-Abhängige vor sich hinredet.

Nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich in Cambridge vor dem Schulgebäude auf die Prüfung für mein Certificate of Proficiency wartete. Ich war überzeugt, richtig gut Englisch zu können – bis ein Strassenwischer mich ansprach und ich kein Wort verstand. Die Faustregel lautet: Englisch, das man in der Schule gelernt hat, ist wie Sex ohne Partner. Will heissen: Wenn man jemanden onanieren sieht, versteht man schon, worauf er hinauswill – aber es reicht eben nicht, um eine Familie zu gründen.

Apropos: Die meisten Leute halten ihre Kinder für intelligenter, als sie sind. Fast jedes ist inzwischen hochbegabt und baut Roboter. Zu Eltern, die mir so etwas erzählen, sage ich immer: «Nehmt zuerst einmal den Lachs rechtzeitig aus der Pfanne und hängt eure Bilder tiefer. Und dann schaut euch den Roboter mal genauer an.» Meistens zeigt sich nämlich, dass das Kind nicht hochbegabt, sondern einfach nur unglaublich von sich überzeugt ist. Hinzu kommt frühpubertäres Übergewicht.

Übrigens: Die meisten Leute antworten auf die Frage, wie viel sie wiegen, mit einer Zahl, die 10 Prozent zu tief liegt. In schweren Fällen liegt sie 20 Prozent zu tief. Dennoch sind all diese Menschen liebenswert, mit all ihren Defekten und obwohl sie lügen, wenn man sie fragt, wie oft sie Sex haben und wie viel Alkohol sie pro Woche trinken. Ich hingegen sage es hier ganz offen: A) 0. B) 0,7 Liter. Oder Hektoliter, weiss nicht mehr genau.