Bis 2024 fürchteten viele, die Welt werde wegen zweier Probleme unbewohnbar: Klima und Plastik. Doch dann geschah das Gegenteil: Plastik rettete das Klima.

Ab 2024 verstanden immer mehr Politiker und Medienschaffende, dass die Klima- und Energiepolitik scheitern musste. Die Belastung der Bevölkerung und Wirtschaft durch die hochsubventionierte, teure und ineffiziente Produktion von Flatterstrom durch Wind und Sonne wurde immer drückender, und Stromsicherheit ohne viele neue Kernkraftwerke wurde unvorstellbar. Deshalb blieben die meisten Länder von fossilen Energien abhängig. Für die weiterhin anvisierte Stabilisierung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre wurde es deshalb immer dringlicher, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und irgendwie zu endlagern. Die EU-Pläne zum Transport des CO2 über Pipelines zu geeigneten Boden-Endlagern wurden aufgegeben, weil zu viel CO2 wieder aus den Bodensenken entwich.

 

Einsammeln und binden

Da empfahlen ETH-Wissenschaftler ein neues Konzept: das Einsammeln und Binden des CO2 durch Aufforstung, Abholzung und Einlagerung in Holz. Schon bald forderte eine Volksinitiative, die gescheiterte Klima- und Energiepolitik solle durch eine neue Bio-Klimapolitik ersetzt werden. Pro Einwohner und Jahr sollen vier Tonnen CO2 – der Ausstoss um 2024 – durch Aufforstung in Holz gebunden und dann das Holz im Zürichsee endgelagert werden. Dafür hätte gemäss Abstimmungsheft eine Fläche von rund 12 800 Quadratkilometer Wald – also fast die damalige gesamte Waldfläche – gereicht, weil bei intensiver Bewirtschaftung pro Hektar in 25 Jahren 400 Bäume mit zusammen 700 Kubikmeter Stammholz heranwachsen und so rund 700 Tonnen CO2 gebunden werden können. Und der Zürichsee hätte für rund hundert Jahre Platz geboten. Die Bevölkerung lehnte diese Initiative nur knapp ab. Es wurde befürchtet, dass längerfristig Holzfäule die Wasserqualität gefährde.

Doktoranden der Universität Freiburg schweissten deshalb Bäume in (fast) ewig haltende Kunststofffolie ein, um so das CO2 im Holz langfristig lagerbar zu machen. Ihre Start-up-Firma wurde schnell zum Einhorn, also zum Wachstums-Star. Dann aber zeigte sich das eigentlich Offensichtliche: Der «Holzweg» scheitert am Landverbrauch, denn für Wald braucht es gutes Land. Das erst brachte die Jungunternehmer auf die entscheidende Idee: Statt CO2 in Holz zu binden und das Holz in Kunststoff einzupacken, ist es viel klüger, das CO2 gleich in Kunststoff zu binden.

 

Hügel und Plastikgebirge

Diese Idee eroberte die Welt. In Wüstengebieten entstanden schnell grosse Solarkraftwerke, die mit ihrem Billigststrom CO2 aus der Luft filterten und daraus Kunststoffblöcke produzierten. Dank den CO2-Kompensationszahlungen war das ein Bombengeschäft. Zuerst wurden die Kunststoffblöcke bloss zu grossen CO2-Lagern aufgestapelt. Zur Kompensation der um 2050 noch jährlich ausgestossenen zwanzig Milliarden Tonnen CO2, gut der Hälfte von 2024, brauchte es rund sieben Milliarden Kubikmeter Kunststoff und dafür ein Lager von 35 Metern Höhe und einer Fläche von 200 Quadratkilometern.

Mittlerweile ist daraus eine riesige neue Industrie entstanden: Viele Firmen konstruieren aus dem Kunststoff ganze Hügel und Berge, andere bauen damit grosse Wasserbecken und paradiesische Seenlandschaften, so dass die Wüstengebiete zu neuem Leben erwacht sind. In Saudi-Arabien wurde sogar ein Kunststoffberg gebaut, auf dem es oben ein Skiresort und Kondensatoren zur Süsswassergewinnung aus der Atmosphäre gibt, auf mittlerer Höhe grossartiger Wein wächst und am Fuss ein frischer Bergwind weht.

 

Reiner Eichenberger ist Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Fribourg und Forschungsdirektor des CREMA.