Bundesrätin Doris Leuthard (CVP), im ganzen Lande als Kommunikationstalent im Ruf, machte in der letzten Abstimmungs-«Arena», wo sie an der Seite von FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen gegen die Initiative für eine «grüne Wirtschaft» ankämpfte, keine sehr gute Falle. Im Wortgefecht mit dem dossiersicheren grünen Nationalrat Bastien Girod wirkte die CVP-Bundesrätin fast hilflos. Das erstaunt, denn sie leistet sich seit einigen Monaten mit der früheren Kommunikationschefin von Eveline Widmer-Schlumpf (BDP),Brigitte Hauser-Süess eine Beraterin, die sie auf Abstimmungskämpfe vorbereiten soll. Kein Wunder, tigerte die gescheiterte Walliser CVP-Politikerin Hauser-Süess, die sich in Bern die Zeit bis zu ihrer Pensionierung von der CVP-Bundesrätin versüssen lässt, hinter der «Arena»-Kulisse nervös herum. Merke: Vor der Kamera hilft auch kein Vitamin C. (hmo)

SP-Bundesrat Alain Berset, 44, schwänzte am Mittwoch die Bundesratssitzung für einen Abstecher nach Rio de Janeiro. Er wollte sich vor der grossen AHV-Schlacht im ­Parlament nicht etwa eine Abwechslung bei Sambaklängen gönnen. Nein, Berset nahm am Mittwoch in Rio an der Eröffnungszeremonie der paralympischen Spiele teil und traf sich dort auch mit den 25 Schweizer Athletinnen und Athleten. (hmo)


«Eine Wahnsinnsgeschichte!», hiess es auf Twitter. Der Skandal, von dem das Magazin kündete: In den letzten Jahren wurden hunderttausend Namen von neuen Schweizer Bürgern zwangsweise «verwestlicht», weil das Zivilstandsregister keine osteuropäischen Sonderzeichen kennt, vor allem nicht den Akzent auf dem c bei den Namen auf -ic. Das trieb SP-Nationalrat Cédric Wermuth gleich zu Taten: «Nehme ich umgehend auf, muss geändert werden.» Bei so viel parlamentarischem Aktivismus blieb keine Zeit an den Gedanken zu verschwenden, dass sich zum Beispiel die Namen der Genossen Stöckli oder Tschäppät mangels Tasten mit Umlauten fast nirgends auf der Welt korrekt schreiben lassen. Oder dass cedricwermuth auf Twitter deshalb auf seinen Akzent verzichtet. (sär)


Zum Abschied gibt’s Geografieunterricht. «Die Schweiz wird auch in zehn Jahren in der Mitte Europas liegen», doziert der abtretende EU-Botschafter Richard Jones im Bulletin Suisse-Europe des Aussendepartements. «Was ich damit sagen will: Die Schweiz kann und wird sich nicht von der EU abschotten. Sie muss aber offenbar ihren definitiven Platz in Europa selbst noch finden.» Für den Briten kommt jetzt der Däne Michael Matthiessen als Botschafter an die Berner Bundesgasse. Richard Jones muss nach London zurückkehren und unter Aussenminister Boris Johnson den Brexit vorbereiten. (sär)

Was eint die SP-Nationalräte Eric Nussbaumer, Cédric Wermuth und Tim Guldimann? Sie sind allesamt Mitglied in der Aussenpolitischen Kommission. Politische Ausrichtung hin oder her, ist Alt-Botschafter Guldimann als ausgebuffter Experte auf dem Gebiet anerkannt. Dass man aber auch ohne allzu grosse Faktenkenntnisse für die SP Aussenpolitik betreiben kann, bewiesen Nussbaumer und Wermuth kürzlich auf Twitter. «Die Schweiz darf Putsch gegen die demokratisch gewählte Präsidentin Brasiliens unter keinen Umständen akzeptieren!», trompetete Wermuth nach der rechtsstaatlich erfolgten Absetzung von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff. Zudem empörte er sich über die Klassifizierung von Hugo Chávez als Diktator («braucht gröbere Voraussetzungen»). Derweil deutete Ratskollege Nussbaumer kurzerhand die Brexit-skeptische Denkfabrik Open Europe um zu einem «lavierenden Brexit-Freund». (fsc)

Für die Nachfolge der grünen Regierungsrätin Susanne Hochuli im Kanton Aargau kandidiert unter anderen die parteilose Jil Lüscher. Sie hiess bis vor wenigen Jahren noch Jörg ­Lüscher, wurde dann aber durch eine Geschlechtsumwandlung zur Frau. «Mut zur ­Veränderung», heisst konsequenterweise das Wahlmotto der Transfrau. Regelmässig testet Lüscher für die Neue Luzerner Zeitung Autos und berichtet im «Regionaljournal Aargau Solothurn» von SRF über Sport. Autos und Sport? Das sind doch typische Steckenpferde von Männern, fällt einem da ein. Aber ein solcher Gedanke ist sicher politisch völlig unkorrekt. (are)

Vorsicht beim Kauf gewisser Desinfektions-, ­Lösungs- oder Düngemittel! Geht es nach dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) unter Direktorin Nicoletta della Valle, so sollen die Verkäufer in Drogerien, Apotheken und Haushaltsgeschäften ein genaues Auge auf ihre Kundschaft werfen. Das Fedpol hat sechzehn Alltagschemikalien identifiziert, aus denen man Sprengstoffe herstellen kann. In einer Powerpoint-Präsentation voller bärtiger Terroristen und Bilder von Anschlägen stimmte es die Verbandsspitzen darauf ein, dass die Verkäufer «verdächtige Transaktionen» über eine spezielle Telefonnummer melden. Zu den «Verdachtsmomenten», die «nicht abschliessend» aufgeführt sind, zählen unter anderem: «Käufer fragt gezielt nach Chemikalie, nicht nach Produkt oder Anwendung», «gleichzeitiger Kauf von Mess- und Mixbehältern» und – Achtung beim Kratzen hinter dem Ohr! – «auffälliges Verhalten (Nervosität, will Verwendungszweck nicht mitteilen usw.)». (fsc)

«210 000 Franken sind genug!» Mit dieser Volksinitiative sieht sich derzeit die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann (CVP) konfrontiert, eine aufstrebende Lokalpolitikerin mit Regierungsratsambitionen. Viele Steuerzahler finden, ihr Bruttolohn von 231 678 Franken sei überzogen. (Die Amtsbezüge der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel betragen mit 18 000 Euro im Monat ungefähr gleich viel.) Wie die Weltwoche weiss, reagiert die Stadtherrin eher unwirsch auf das Ansinnen. In einem Brief an die Initianten schreibt Stadtschreiber Christoph Sigrist, er neige dazu, dem Stadtrat unter Susanne Hofmann die «Ungültigkeit der Initiative zu beantragen». Grund: Für «Besoldungsverhältnisse» sei gemäss St. Galler Gemeindegesetz ausschliesslich die Exekutive zuständig, also der Stadtrat selbst. Das überzeugt nicht, denn die Initiative will eine allgemeingültige Obergrenze verankern, nicht ein konkretes Anstellungsverhältnis regeln. Am Mittwoch beugt sich der Stadtrat über das verfängliche Dossier. (fsc)