Ich wünsche Ihnen ein schönes Präsidialjahr und ein paar mutige Entscheide. Sie könnten anfangen mit der Abschaffung dieser peniblen Bundesratsfotos. Ich weiss nicht, wer das 1993 erfunden hat. Aber es wird von Jahr zu Jahr kurioser.

Ist Ihnen und Ihren Gspänli im Bundesrat eigentlich bewusst, dass keine andere Regierung dieser Welt sich je für solchen Fotogugus hergeben würde? Und wenn schon ein Gruppenfoto, dann von einem prominenten Topfotografen. Nur die Schweizer lassen jährlich einen eher unbekannten Fotografen eine für originell gehaltene Bildidee umsetzen.

Ich weiss nicht, wie Ihr Briefing gelautet hat. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie gesagt haben: «Ich will, dass die Bundesräte wie Lichtgestalten aus einer amorphen Menge von kaum erkennbaren Bürgern herausragen. Dass jedem klarwird, dass wir weit oben über dem Volk aus den Wolken ragen. Und die Bürger in unserem Gesichtsfeld nur wie winzige Pixel wirken.»

Offiziell wollten Sie «betonen, dass die Institution Bundesrat aus der Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger hervorgeht». Der zu Pixeln ohne Namen reduzierten Bürger? Das Bild sagt genau das Gegenteil von dem, was Sie sagen wollten. Gratuliere! Ihr Fotograf Arthur Gamsa, der in der Szene kaum bekannt ist, will für das unsägliche Wimmelbild Tausende Personen angesprochen und in jedem Kanton mindestens vierzig Personen fotografiert haben. Ein schöner Auftrag, sicher gutbezahlt, leider völlig überflüssig. Die fotografierten Personen können sich jetzt auf dem Bild suchen. Vergebens. Was für ein Frust!

Ich gebe dem nächsten Bundespräsidenten einen guten Tipp: Heute werden Gruppenfotos nicht mehr mit aufwendigen Studioeinrichtungen erstellt. Das ist nicht mehr zeitgemäss. Heute genügt ein Handy. Sie machen einfach ein Gruppenselfie mit dem Handystick. So sind Sie bei den Leuten. Und wer das Bild will, kriegt es per SMS. Kostet fast nix.

 

Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler