Die Macht der Gewohnheit ist vermutlich ein wichtiger Grund, warum viele Autofahrer sich noch nicht vorstellen können, ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug zu kaufen. Wenn ich mich auf die berühmt-berüchtigte anekdotische Evidenz abstütze, steht aber fest, dass manche Bekannte sich mit dem Gedanken befassen und Vorteile wie Nachteile genau abwägen. Ein beliebtes Szenario ist beispielsweise die Solaranlage auf dem Dach, um den dort erzeugten Strom in eine Autobatterie zu leiten.

Wie man sein Fahrzeug in wenigen Minuten an einer Tankstelle mit Energie füllt, ist ein Prinzip, das seit der Geburtsstunde des Automobils im Jahr 1886 gesellschaftlich fest verankert ist und das man niemandem mehr erklären muss. Die Gewohnheit hingegen, sein Elektroauto zu Hause oder unterwegs zu laden, ist noch nicht so selbstverständlich. Nach Tausenden von Kilometern mit allen möglichen Modellen steht für mich fest: Es braucht etwas weise Planung, man kommt immer an, und meistens fährt das Elektroauto angenehmer, leiser und entspannter als eines mit Benzin- oder Dieselmotor.

Als ich kürzlich für ein paar Tage am Steuer der zweiten Generation des Porsche Taycan 4S Sport Turismo sass, konnte ich jedenfalls keinen Grund entdecken, warum das nicht mein Fahrzeug für jeden Tag und für Jahre sein sollte. Viel besser kann ein Elektroauto eigentlich nicht fahren – dynamisch, sportlich und souverän. Ausserdem sieht der Taycan gut aus, lackiert in «Oakgrünmetallic neo» und ausgestattet mit «Clubleder trüffelbraun» ist der Elektro-Porsche mit dem Kombiheck eine elegante Erscheinung, die Klasse und Zukunftsglauben gleichermassen gut zum Ausdruck bringt.

Das Einzige, was dagegenspricht, dass ich jeden Tag Porsche Taycan fahren könnte, ist der Preis. Schon in der Grundausführung liegt er bei 137 800 Franken. Das ist für ein 517-PS-Auto zwar durchaus marktüblich, aber dazu kommt halt die Bedingung, dass man mit der Anschaffung eines solchen Fahrzeugs die eigenen Gewohnheiten in Frage gestellt bekommt. Längere Reisen beispielsweise benötigen etwas Planung, weil die Energieversorgung weniger leicht von der Hand geht als bei Verbrennermodellen.

Was für Elektroautos im Allgemeinen und den Porsche Taycan im Besonderen spricht, ist hingegen die unerreichte Eleganz der Bewegung. Wie ein in die Luft gemalter Strich liegt das lange, flache Auto in der Kurve, die unerbittliche Beschleunigung der beiden Synchronmaschinen an Vorder- und Hinterachse ist ohnehin unvergleichlich. Im Vergleich dazu wirkt jedes sportliche Fahrzeug mit Motor geradezu plump.

 

Porsche Taycan 4S Sport Turismo

Motor/Antrieb: 2 Elektromotoren, 2-Gang-Getriebe (Hinterachse), Allradsystem; Leistung: 380 kW / 517 PS; max. Drehmoment: 710 Nm (Launch Control); Hochvoltspeicher (netto): 97 kWh / 800 Volt Netzspannung; max. Ladeleistung DC: 320 kW; Reichweite (Performance-Batterie Plus): 522–616 km (WLTP); Verbrauch (WLTP): 21,8–18,6 kWh / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 3,7 sec; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h. Preis: Fr. 137 800.–, Testwagen: Fr. 191 970.–