Ein Porsche Panamera hat diese erbauliche Mischung aus Sattheit und Agilität. Satt schliessen die schweren Türen, schwer brummend startet der Motor, satt liegt die grosse Limousine mit dem langen Radstand auf der Strasse. Auch Autoreisen über mehrere hundert Kilometer, wie ich sie vor kurzem nach Frankreich unternahm, werden so zum entspannten Vergnügen. Einige Porsche-Fans konnten sich mit dem Panamera nie so recht anfreunden. Aber wenn man das Dogma mal kurz vergisst, wonach der Sportwagenbauer eigentlich nur 911er-Modelle bauen dürfte, dann ist der Panamera ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man auch eine voluminöse Limousine erfolgreich dynamisieren kann.

Denn mein Testwagen mit dem Sport-Turismo-Heck – Ignoranten würden «Kombi» dazu sagen – wird auf Wunsch ganz schnell zum Sportauto. Am Lenkrad befindet sich ein kleiner Drehregler, mit dem verschiedene Fahrprogramme angewählt werden können: Ich schalte von «Normal» auf «Sport» oder «Sport plus», und schon scheint der Porsche – bildlich gesprochen – die Muskeln anzuspannen. Erstaunlich flink geht es um Kurven, bloss die Winterreifen bremsen hier zu hoch gesteckte sportliche Ambitionen.

Wissenschaft für sich

Mein feuerroter (karminroter) Reise-Porsche ist so konfiguriert, dass man guten Gewissens von «Vollausstattung» sprechen kann. Während mich feine Alcantara-Sportsitze umfassen, breitet sich eine Cockpit-Landschaft vor mir aus, die auf höchstem Niveau verarbeitet ist. Mittlerweile gibt es auch bei Porsche ein Head-up-Display, teilautonomes Fahren ist möglich, und das Burmester-Soundsystem gehört nach wie vor zu den Besten seiner Art. Die Türen werden automatisch ins Schloss gezogen, für die effektive Verzögerung sorgen Keramik-Composite-Bremsen, und falls dem Nachwuchs die Reise zu lang würde, stünde für die Hintersitze ein Entertainmentsystem mit zwei Bildschirmen und Kopfhörern zur Verfügung.

Dass für den ganzen Komfort ein angemessener Preis aufgerufen wird, ist selbstverständlich. Die Preisgestaltung der Zusatzausstattung scheint ja sowieso eine Wissenschaft für sich zu sein, die nicht jedem Laien sofort einzuleuchten braucht. Am Ende kommt mein Testwagen auf knapp eine Viertelmillion Franken zu stehen, was auch für ein hervorragendes Automobil feinster Machart ein stolzer Preis ist. Nur ein willkürlicher Vergleich: Der neue BMW M760Li, der für die ganz lange Autoreise nicht nur noch mehr Leistung aus einem prestigeträchtigen V12-Turbobenziner, sondern auch mehr Komfort mitbringt, kostet in der Grundausstattung 212 800 Franken. Kein Sonderangebot auch dies, und doch stellen sich da beim Porsche ein paar Fragen.

Am Ende bin ich froh, dass ich keine endgültigen Antworten darauf finden muss. Mir reicht das grosse Vergnügen, das mir der Panamera GTS für ein paar Tage bereitet: Wie er in seinem roten Lackkleid und der eleganten Form die Blicke auf sich zieht. Und vor allem wie er mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, wenn der V8-Biturbo-Motor mit Leichtigkeit aus dem Stand in 4,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt.

 

Porsche Panamera GTS Sport Turismo
Leistung: 460 PS/338 kW; Hubraum: 3996 ccmmax.
Drehmoment: 620 Nm bei 1750-4500 U/min.
Höchstgeschwindigkeit: 289 km/h;
Beschleunigung 0–100 km/h: 4,1 sec;
Verbrauch (NEFZ): 10,6 l / 100 km
Preis: Fr. 187 400.–, Testwagen: Fr. 248 490.–