Weltwoche: Wer ist ein Mensch, der zu wenig Anerkennung bekommt?

Milo Moiré: Ein Mensch, der seiner Zeit voraus ist, stoisch dem Sekundenzeiger des Zeitgeists lauscht.

Weltwoche: Wen haben Sie schon einmal um ein Autogramm gebeten?

Moiré: Amüsiert lächelnd, wurde mir vom weltbekannten Fotografen Peter Lindbergh mein Autogrammwunsch auf meiner linken blanken Brust erfüllt. Die Galeriebesucher der Vernissage wunderte es nur ein bisschen.

Weltwoche: Wie viel verdienen Sie?

Moiré: Eine Schweizerin spricht nicht darüber, wurde mir letztens noch gesagt. Eine Künstlerin vielleicht. Ich ziehe hier gerne meinen Pass-Joker.

Weltwoche: Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?

Moiré: Womit ein Mann bei mir punkten kann: Loyalität, Humor, Intelligenz, Grosszügigkeit, Sportlichkeit und Feinsinnigkeit. Eine gewisse Erhabenheit gegenüber gesellschaftlicher Moral ist an meiner Seite vonnöten. Wem es gelingt, all diese Punkte in höchstem Mass zu vereinen, wird mein Herz, meinen Verstand und Körper erobern.

Weltwoche: Wovor fürchten Sie sich?

Moiré: Stillstand.

Weltwoche: Wann und warum haben Sie letztmals geweint?

Moiré: Seit ich Single bin, verbringe ich glücklicherweise wieder viel mehr Zeit mit meiner Freundin, die mich kürzlich herzhaft zum Weinen brachte vor Lachen.

Weltwoche: Wer sollte unbedingt in den Bundesrat gewählt werden?

Moiré: Jemand mit dem politischen Verstand eines Wissenschaftlers. Jemand mit dem unbestechlichen Herzen eines Unternehmers. Jemand mit Feuer in den Augen und charismatischer Ehrlichkeit. Existiert diese Person im Bundeshaus?

Weltwoche: Glauben Sie an Gott?

Moiré: Ich glaube nicht an Gott, an das Göttliche hingegen schon. Für mich ist es die höchste Form der Energie.

Weltwoche: Welche Partei wählen Sie?

Moiré: Überfragt. Ich tendiere zum Liberalismus.

Weltwoche: Mit wem hatten Sie das erste Mal Sex?

Moiré: Einen Tag vor Weihnachten schlief ich mit sechzehneinhalb Jahren zum ersten Mal mit einem Jungen namens Armando. Ein portugiesischer, frühreifer Frauenschwarm mit stechend hellgrünen Augen.

Weltwoche: Welches Lied können Sie immer wieder hören?

Moiré: «I Don’t Wanna Miss a Thing» von Aerosmith. Ich bin eine unersättliche Romantikerin.

Weltwoche: Was stört Sie an Ihrer Erscheinung?

Moiré: Ich würde gerne in elegantere Kleidung investieren.

Weltwoche: Mit welchem bekannten Mann möchten Sie einen schönen Frühlingsabend verbringen?

Moiré: Ich stelle mir das sehr prickelnd vor, mit C. G. Jung im Garten bei Vogelgezwitscher über sein «Rotes Buch» philosophieren zu können.

Weltwoche: Was ist der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?

Moiré: Mich auf mein eigenes Leben zu konzentrieren und nicht so viel über andere nachzudenken.

Weltwoche: Würden Sie einen Seitensprung verzeihen?

Moiré: Nein.

Weltwoche: Warum sind Sie noch nicht Veganerin?

Moiré: Weil ich mit zwölf bis dreissig Jahren bereits Vegetarierin war und aufgrund von Mangelerscheinungen wieder angefangen habe, reduziert Fleisch und Fisch zu essen. Damals war das ganz und gar nicht en vogue. Ich habe schon früh auf meinen Körper und meine eigene Stimme gehört.

Weltwoche: Was passiert, wenn wir sterben?

Moiré: Ich glaube, es geht nichts verloren, da alles aus Energie besteht und diese sich wieder in einer anderen Form materialisieren wird.

Weltwoche: Sie dürfen ein neues Gesetz machen. Was gilt ab sofort?

Moiré: Steuerbefreiung für Kunstschaffende!

Weltwoche: Wer hat Sie am meisten geprägt?

Moiré: Ich denke, meine Eltern und die Schweizer Gesellschaft im Generellen. Ich orientiere mich gerne an Extremen oder Visionären.

Weltwoche: Wann sind Sie am glücklichsten?

Moiré: Wenn ich ein Kunstwerk vollendet habe.