Monk’estra Plays John Beasley Mack Avenue 1172
Von den Pionieren des Bebop, den in den vierziger Jahren die jungen Wilden um den Altsaxofonisten Charlie Parker erfunden hatten, ist der Pianist Thelonious Monk, verstorben 1982, heute am lebendigsten. Zu seinen Lebzeiten oft verlacht als skurriler Spinner, entdeckt nun eine Generation von Nachgeborenen den Komponisten von gut siebzig ganz eigenständigen, dichten, gleichzeitig lapidaren und komplexen Meisterwerken als eine Art Klassiker gegen den Begriff, will sagen: als einen, dessen Musik zum Weiterdenken herausfordert, sich jeder voreiligen Vereinnahmung aber widersetzt. Sie kommt nach wie vor ohne Renovation oder Übersetzung, ohne jedes modische updating aus, wie uns ein kürzlich entdeckter Live-Mitschnitt beweist (Weltwoche Nr. 40/20).
Ein solches hatte denn auch der Pianist und Arrangeur John Beasley nicht im Sinn, als er 2016 mit kalifornischen Musikern das Monk’estra gründete, ein Monks Werk verpflichtetes (relatives) Grossorchester. Mit diesem und einer Handvoll Gäste spielte er für das Label Mack Avenue 2016 und 2017 zwei hochexplosive, weitgespannte CDs ein, «Monk’estra Vol. 1» und «Vol. 2», die 22 Erfindungen des «Prophet» (so sein Übername zu Lebzeiten) weder museal restaurierten noch modisch aufmotzten, sondern mit einigem Aufwand an Intelligenz und Einfühlungsvermögen weiterdachten.
Jetzt ist die dritte Scheibe der Formation erschienen. Nicht «Vol. 3», wiewohl sie mit vier Monk-Originalen ihren Gründungszweck weiter verfolgt. Sie heisst «Monk’estra Plays John Beasley» – Letzterer schrieb sieben der vierzehn Titel, zum Teil für das grosse, zum Teil für ein Combo-Format (Septett, Oktett; auch eine Trio-Nummer von Beasley mit seinen alten Partnern, dem Bassisten John Patitucci und dem Drummer Vinnie Colaiuta, findet sich darauf). Zwei seiner Feuerwerke entzündet er an Stücken von Parker / Miles Davis (dem Bop-Knaller «Donna Lee») und Ellington (der Hymne «Come Sunday»), zwei sind seine Hommagen an Sam Rivers und Hugh Masekela.
Alles in allem: höchstes Raffinement der mise en place, ein untrüglicher Sinn für Raum, gepaart mit Drive, Power, mitreissenden Kontrasten oder subtiler Klangmalerei. Einmal abgesehen von den knackigen Pianosoli, die sich John Beasley neben Gästen wie Joey DeFrancesco, Hubert Laws oder Ralph Moore selbst einräumt.