Jahrelang war im Zusammenhang mit Wärmepumpen von «Boom» die Rede. Und nun das: Der Verkauf dieser angeblichen Zukunftstechnologie ist letztes Jahr in den vierzehn wichtigsten europäischen Staaten um insgesamt 5 Prozent zurückgegangen. Das meldete der Europäische Wärmepumpen-Verband im Februar.

In der Schweiz gingen die Verkäufe 2023 zwar um weitere 7 Prozent nach oben. Doch auch das ist ein Dämpfer. Denn beim zuständigen Branchenverband, der Fachvereinigung Wärmepumpen, hat man mit einem Plus von 15 Prozent gerechnet. Für die angestrebte Klimaneutralität ist diese Entwicklung bedenklich. Denn elektrisch betriebene Wärmepumpen stellen die zentrale Technologie dar, um im Heizungsbereich «Netto null» zu erreichen. Will man bis 2050 alle fossilen Heizungen ablösen, müssten deren Verkäufe nun europaweit stark nach oben gehen.

Auch im Verkehrsbereich stockt die erhoffte Dekarbonisierung: Beim Verkauf von Elektrofahrzeugen herrscht Flaute. Zwar wurden in der Schweiz letztes Jahr mit 21 Prozent aller neuen Autos so viele E-Mobile wie noch nie verkauft. Doch dieser Anteil lag nur 3,6 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor. Ein echter Boom sieht anders aus.

Ähnlich sieht es in anderen Ländern aus: In Deutschland hat die Regierung im letzten Dezember die Kaufprämien für E-Fahrzeuge wegen der Budgetprobleme kurzerhand gestrichen. Nun brechen die Verkaufszahlen ein. Laut dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer könnte der Anteil der Elektromobilität bei den Neuzulassungen dieses Jahr von 18 auf 11 Prozent zurückgehen.

 

Entscheid für die Sicherheit

In Grossbritannien titelte der Daily Telegraph: «Niemand will ein elektrisches Auto». Und in den USA fährt der Markt für E-Mobile gemäss der Dienstleistungsfirma Cox Automotive in ein «Tal der Enttäuschung». Auch bei der vermeintlichen Zukunftstechnologie Elektromobilität ging man noch vor kurzem davon aus, dass sie sich fast von alleine durchsetzt.

Doch jetzt zeigt sich, dass die Begeisterung für solche Technologien in der breiten Öffentlichkeit deutlich geringer ist als angenommen. Für viele Autokäufer wiegen die Nachteile der elektrischen Fahrweise – wie die begrenzte Reichweite und die hohen Preise – zu stark. Und wer eine neue Heizung braucht, erinnert sich vielleicht an die Diskussionen um Stromknappheit und entscheidet sich dann doch für Sicherheit – also für Öl oder Gas. Weiter zeigt sich, dass der Marktanteil solcher klimafreundlichen Lösungen sofort einbricht, wenn die Subventionen nicht mehr ganz so üppig fliessen.

Bei einer anderen hochgehandelten Technologie geht es derzeit noch steil aufwärts: bei der Fotovoltaik. Letztes Jahr ist die installierte Leistung an Sonnenstrom in der Schweiz um satte 40 Prozent auf 1500 Megawatt gestiegen. Doch wenn die potenziellen Käufer einmal realisieren, dass ihre Solaranlage auf dem Dach keinen Pfuus liefert, wenn es regnet, könnte auch dieser Boom rasch vorbei sein. Doch um die Energiewende auf Kurs zu halten, muss noch eine Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern mit Solarpanels überdeckt werden.

Vermutlich werden sich jedoch auch bei der Fotovoltaik die echten Fans bald mit ihrer Lieblingstechnologie eingedeckt haben. Wer hingegen nicht zu den Freaks zählt und auch keine «gutmenschlichen» Absichten hegt, wird sich dagegen sträuben, auf Solarstrom, Wärmepumpe oder E-Fahrzeug umzusatteln. Und dann hilft auf dem Weg zur Dekarbonisierung wohl nur noch Zwang: Verbot fossiler Heizungen, Verbot von Verbrennermotoren und eine Pflicht für eine Solaranlage auf dem Dach. Wetten, dass die Energiewende am Ende herbeigeprügelt werden muss?

 

Alex Reichmuth ist Redaktor beim Nebelspalter.