Genf

Die grossen Manöver um die Nachfolge von Klaus Schwab an der Spitze des World Economic Forum haben begonnen. Am 30. März wurde der unumstössliche Sultan von Cologny 84 Jahre alt, und die Last der Jahre beginnt sich selbst für ihn bemerkbar zu machen.

Das Thema ist natürlich eines der heiligsten Tabus des internationalen Genf, umso mehr, als es denjenigen, die so getan haben, als würden sie sich dafür interessieren, oder jenen, die sich draufgängerisch dafür beworben haben, schon viel Unglück eingebracht hat. Alle in Aussicht gestellten Nachfolger, einschliesslich derer, die vom Grossmeister um Hilfe gebeten wurden, sind gestolpert: Sie stellten ihn zu sehr in den Schatten, oder sie taten es zu schnell. Man erinnert sich an den Chef eines grossen multinationalen Konzerns oder an einen ehemaligen Staatspräsidenten, deren Namen so schnell vom WEF-Himmel verschwanden, wie sie dort aufgetaucht waren.

Sozialdemokrat à la Tony Blair

Klaus Schwab leitet das WEF seit 52 Jahren und ist damit doppelt so lange im Amt wie Putin.

Auch die Geschichte des 1971 gegründeten Forums wurde sorgfältig abgestaubt. Ich erinnere mich noch an die Bekenntnisse des 2016 verstorbenen Professors Henri Schwamm und anderer Mitglieder, die zum kleinen Kreis des Managementinstituts im Goms gehörten, dem Klaus Schwab nahestand. Auf der Ehrentafel wurden sie schnell vergessen. Das Genie des grossen Mannes glüht.

Der Führungsstil des WEF, das inzwischen eine internationale Organisation mit Ad-hoc-Status geworden ist, ist in der Tat problematisch für eine internationale Institution, die die überall sonst geforderten Regeln der Transparenz und der Demokratie auf sich selbst anwenden sollte. Die Gesetze der Privatwirtschaft sind dort nicht mehr ganz anwendbar. Klaus Schwab leitet das WEF seit 52 Jahren und ist damit doppelt so lange im Amt wie Putin, dessen Langlebigkeit derzeit vielfach kritisiert wird.

In Genf macht nur Kenneth Roth, der Human Rights Watch seit 29 Jahren mit ebenso eiserner Hand leitet, eine ähnlich gute Figur. Monarchische Regierungsführung ist also kein russisches Exklusivrecht.

Wie dem auch sei, es könnte bald eine Änderung geben. Im September wird Peter Maurer, der derzeitige Präsident des IKRK, sein Amt an die Diplomatin Mirjana Spoljaric Egger übergeben. Der 65-Jährige ist Mitglied des WEF-Rats und hat als Bürge für die Umwandlung des WEF von einer privaten NGO in eine öffentliche IO fungiert. Es wäre daher logisch, dass er über den See reist und zumindest den Platz des Grosswesirs einnimmt, wobei zu beachten ist, dass dem scheidenden Herrscher ein Ehrenplatz reserviert werden muss. Es könnte eine konstitutionelle Monarchie entstehen.

Es gibt in der Tat viel zu tun, um das Image einer Institution zu verbessern, die zum Symbol der oligarchischen Globalisierung und der Ideologie des «Great Reset» geworden ist, die in den sozialen Netzwerken von Verschwörungswut überschwemmt wird. In dieser Hinsicht kann Peter Maurer mit seinem Stammbaum als Sozialdemokrat à la Tony Blair, der perfekt mit der Kultur der grossen multinationalen Konzerne und des «integrativen Kapitalismus», einer weiteren typischen Rahmtorte der WEF-Phraseologie, kompatibel ist, nur Wunder wirken. Er würde den Amerikanern gefallen, die er mit ihrem Gefängnis von Guantánamo und den Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan nicht belästigt hat und die er mit der Amerikanisierung des IKRK, dessen Sitz immer mehr einem kalifornischen Campus ähnelt, vollends verführt hat.

Und ausserdem spricht er Deutsch, sogar Berndeutsch, so gut wie das Französisch des Genfer Privatbankenviertels. Ein idealer Kandidat! Es ist ganz einfach: Wenn es am WEF ein Stimmrecht gäbe, würde ich für ihn stimmen.

Guy Mettan ist ehemaliger Chefredaktor der Tribune de Genève und Grossrat des Kantons Genf.