Bertrand Russell: Unpopuläre Betrachtungen. Europa-Verlag. 207 S., Fr. 24.90
Auf den ersten Seiten des zweiten Bandes seiner Autobiografie schildert der britische Mathematiker, Logiker und Philosoph Bertrand Russell die Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Manches ist von bedrückender Aktualität. So beschreibt Russell etwa den Stimmungsumschwung unter seinen Kollegen, den Wandel von ehemals überzeugten Pazifisten zu glühenden Anhängern der scheinbar gerechten Sache, die hektischen Aktivitäten der Politik, die fiebrige Stimmung der Öffentlichkeit.
Über fünfzig Jahre später erinnert er sich: «Ich hatte mir gerne vorgestellt, was die meisten Pazifisten behaupte ...
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'... jener Ethik, die das grösstmögliche Glück der grösstmöglichen Zahl zum Massstab moralischen Handelns macht.' Ist oft nicht bestimmbar. Die Ukraine dem Asiatischen Despoten zum Frass vorwerfen, um Leben zu retten? Die Anhänger Putins verstecken ihre Schuldhaftigkeit unter 'Humanität'.
Herr Grau, ich freue mich sehr darüber, dass Sie Ihre wichtigen Beiträge nun auch in der Weltwoche veröffentlichen. Sie sind für mich mehr oder weniger die einzige Stimme, die den
Russland-Ukraine-Konflikt sine ira et studio zu analysieren wagt. Ich bin sozusagen ein "Rechter"
(ein Konservativer alter Prägung), der den Sinn einer Landesverteidigung mit angemessenen Mitteln nie aus den Augen verloren hat. Gerade deshalb finde ich die verlogene Kriegbegeisterung unserer Tage unerträglich.
Welche Kriegsbegeisterung? Wollen Sie das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung bestreiten?
Wenn Kinder die Oma und der Vater Tod sind und ganze Städte platt gewalzt sind, wird Ihnen in den Sinn kommen, dass christliches Denken auch Sieg durch scheinbares Verlieren sein kann. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Frohe Ostern. PS: Veränderung geschieht oft sehr langsam, darum muss mehr auf Zeit gesetzt werden. Ob Ukrainer unter Russischen oder Ukrainischen korrupten Oligarchen leben ist in etwa das Selbe. Oder?
Eine bemerkenswerte Wiederentdeckung
Es ist immer die alte Leier. Die eine Seite, extrem im heutigen Zeitgeist, besagt dass der Mensch im Kern gut ist und auch das Gute und Dienliche anstrebt. Auf der anderen Seite steht die Haltung, dass nichts Gutes vom Menschen kommt und er im Grunde ein verlorenes, schlechtes Wesen ist. Möglich, dass das Pendel des Zeitgeistes, nach den gegebenen menschlichen Bedürfnissen, zwischen diesen beiden Ansichten hin und her schwingt. Nichts neues unter der Sonne. Und schon gar nicht im Westen.
Wenn man beides annimmt wird was draus. Man kann sich entscheiden, was man Freiheit nennt. Dazu sind unverfälschte Informationen notwendig, welche es dieser Tage immer weniger gibt.
Richtig.
Es dürfte ziemlich sicher so sein, dass "der Mensch" beides nicht ist: weder gut noch schlecht. Sicher aber ein duales, höchst ambivalentes Wesen. Ganz so, wie es (unter vielen anderen) auch der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal ausgedrückt hat:
"Der Mensch ist weder Engel noch eine Bestie, und sein Unglück ist, dass er um so bestialischer wird, je mehr er ein Engel sein will"
So ist es. Erkenne dich selbst haben die alten Griechen an ihre Tempel geschrieben
Bertrand Russel träumte unter anderem von einer Weltregierung, eine Alternative zu einem dauerhaften Weltfrieden sah er nicht, und diese seine Vorstellung zeugt davon, dass auch in den besten Köpfen ein reger Wurm steckt. Hört also auf, die einen zu dämonisieren, die anderen zu verklären - denn den Mensch, auch der beste und der schlechteste von ihnen, bewegt sich innerhalb dieser zwei Extreme.