Talk täglich: Tele Züri, 12. September

Wenn ein Vorfall praktisch ausnahmslos von allen Medien über mehrere Tage hinweg durchgehechelt wird, ist es mit der Zeit ziemlich schwierig, neue Aspekte zu beleuchten. Tele Züri versuchte, sich im Format «Talk täglich» in die Story rund um Sanija Ameti einzuklinken. Versprochen wurde eine Analyse der Ereignisse durch die Politologin Sarah Bütikofer.

Am ehesten etwas beizutragen gehabt hätte diese wohl zum Verhalten der Grünliberalen Partei (GLP) und zur politischen Zukunft von Ameti. Das war aber kaum das Thema. Stattdessen rätselte Bütikofer zusammen mit Moderator Hugo Bigi über die Motive der Hobbyschützin («die Hintergründe sind nicht geklärt») und bedauerte die zunehmend verrohten Sitten in den sozialen Medien, als wären das überraschende Neuigkeiten. Dass die Politologin in diesem Zusammenhang anklagend von einer «Empörungsgesellschaft» sprach, wirkte unpassend. Immerhin gehörte Sanija Ameti lange zu den besonders laut Empörten zu fast jedem Thema, bis sie selbst unter die Räder kam. Selbstentlarvend war, dass Bigi und Bütikofer in bedauerndem Ton darüber sprachen, dass die Stimmung gegen Ameti durch die Flut von Medienberichten zusätzlich aufgeheizt wurde. Das Gespräch auf Tele Züri diente ebenfalls nur der künstlichen Verlängerung der Debatte, und das bei sehr geringem Mehrwert für die Zuschauer.

Eine Psychologin, ein Religionswissenschaftler, der Präsident eines Schützenvereins: Sie alle hätten zwar als Gesprächsgast auch nicht viel, aber immer noch mehr Sinn gemacht als eine Politologin.