Pro Natura zählt hierzulande zu den führenden und einflussreichsten Organisationen, die sich mit dem Thema Naturschutz beschäftigen. 1909 als Schweizerischer Bund für Naturschutz gegründet, ist die als Verein organisierte Pro Natura die älteste Naturschutzorganisation des Landes. Ihr nationaler Hauptsitz befindet sich in Basel, ausserdem gibt es 23 kantonale Sektionen. Zu den Themen, mit denen sich Pro Natura beschäftigt, gehören die Landwirtschaft, die Klimakrise, die Energiepolitik, die Raumplanung, die Biodiversität und der Artenschutz.

Gründungszweck war seinerzeit die Schaffung eines Nationalparks, der schon 1914 im Kanton Graubünden im Gebiet von Scoul, Zernez und Münstertal verwirklicht und eingeweiht werden konnte. Für die Verwaltung des grössten Naturschutzgebiets der Schweiz, das sich über gut 170 Quadratkilometer erstreckt, ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung mit Sitz in Bern verantwortlich. Aber bis heute gibt Pro Natura pro Mitglied und Jahr einen Franken an die Bewirtschaftung des Nationalparks ab, der 1979 den Status eines Unesco-Biosphärenreservats erhalten hat.

 

Für eine Energiewende ohne Atomstrom

Gemeinhin am bekanntesten sind wohl die mehr als 800 kleineren und grösseren Naturschutzgebiete, die jeweils durch eine Tafel mit einer im Baum sitzenden weissen Eule auf grünem Grund gekennzeichnet sind. Insgesamt betreut Pro Natura eine Fläche von 25 900 Hektar, wovon sich 6900 Hektar durch Schenkungen, Erbschaften oder Zukäufe in Eigenbesitz befinden. Darüber hinaus unterhält Pro Natura mehr als ein Dutzend Naturschutzzentren, um die Leute für das Thema zu sensibilisieren.

Über die Landesgrenzen hinweg ist Pro Natura seit 1949 vernetzt, als die Organisation an der Gründung der Internationalen Naturschutz-Union beteiligt war; heute führt sie das Sekretariat der Schweizer Mitglieder. 1995 kam die Mitgliedschaft bei Friends of the Earth International dazu, die sich weltweit für eine Gesellschaft im Einklang mit der Natur einsetzen. Eine Kehrtwendung vollzog Pro Natura in ihrer Haltung zu AKW und Atomstrom. Von der Meinung, dass der Bau von Kernkraftwerken weniger Eingriffe in die Natur mit sich bringe, hat man sich längst verabschiedet und gehört heute der Umweltallianz für eine naturverträgliche Energiewende ohne Atomstrom an.

Zur Zielerreichung setzt die Umweltorganisation unter anderem auf eigene Kampagnen mit Plakaten und Werbespots. Sie betreibt aber auch politischen Naturschutz, bringt sich in Vernehmlassungen von Gesetzgebungsverfahren ein und positioniert sich in Abstimmungskämpfen. So hat sich Pro Natura in letzter Zeit für das Stromgesetz oder für die Fair-Food- und die Konzernverantwortungsinitiative eingesetzt. Und sie hat zusammen mit Birdlife Schweiz, Heimatschutz und Landschaftsschutz die Biodiversitätsinitiative eingereicht, über die am 22. September abgestimmt wird.

Überhaupt ist Pro Natura über die Jahrzehnte immer politischer geworden. Präsidentin Ursula Schneider Schüttel sagte bei ihrer Wahl 2018, dass sich Pro Natura in den kommenden Jahren auf politischer Ebene noch stärker für einen konsequenten Vollzug und gegen eine schleichende Aushöhlung der geltenden Regeln zum Schutz von Natur und Landschaft einsetzen werde. Denn: «Viele Schweizerinnen und Schweizer wissen gar nicht, wie schlecht es um die Artenvielfalt in unserem Land steht.»

 

Der private, gemeinnützige und parteipolitisch unabhängige Verein Pro Natura Schweiz hat rund 170 000 Mitglieder und etwa 25 000 Gönner. Um den Geschäftsbetrieb mit gegen hundert Mitarbeitenden und die Aktivitäten zu finanzieren, ist die Organisation nebst den Mitgliederbeiträgen auf Spenden und Legate angewiesen. 2023 nahm der Zentralverband von Pro Natura insgesamt knapp vierzig Millionen Franken ein, dem stand ein Aufwand von 35,6 Millionen Franken gegenüber. Als Geschäftsleiter fungiert Urs Leugger-Eggimann, als Präsidentin amtet Ursula Schneider Schüttel. www.pronatura.ch