Orsini im Savoy Baur en Ville, Poststrasse 12, 8001 Zürich, Tel. 044 215 25 25

Als die NZZ vom geplanten Umbau des Fünfsternehotels «Savoy Baur en Ville» am Zürcher Paradeplatz berichtete und dass das der Credit Suisse gehörende Haus künftig als Glied der internationalen Kette Mandarin Oriental geführt werden soll, schlug eine Welle der Nostalgie über uns hinweg: Das zum Hotel gehörende Restaurant «Orsini» wird dann wohl ab 2022 geschlossen. Selbst wenn nach dem Umbau wieder ein Restaurant entstehen soll, ist das eine herbe Zäsur für die Gastronomie in Zürich. Das Lokal hat eine grosse Tradition. Unzählige Geburtstagsessen und Familientreffen fanden im Rahmen dieses eleganten italienischen Restaurants statt. Das langjährige Direktorenpaar Christina und Manfred Hörger hatte seinerzeit den legendären Tessiner Koch Angelo Conti Rossini, häufiger Gastkoch im «Savoy», mit der Komposition der Speisekarte beauftragt, und seine Klassiker blieben im «Orsini» lange erhalten. Seinen Namen verdankt das Traditionslokal allerdings nicht einem der drei Päpste oder der 24 Kardinäle, welche die römische Adelsfamilie Orsini hervorgebracht hat, sondern dem Attentäter Felice Orsini, der 1858 in Paris einen Anschlag auf Kaiser Napoleon III. verübt hatte. Acht Personen starben, über hundert wurden verletzt, nicht aber der Kaiser. Der Attentäter soll, wie andere europäische Revoluzzer, im «Café Baur» in Zürich verkehrt haben.

Als wir von den Plänen erfuhren, haben wir uns sofort für den Abend zum Essen angemeldet. Das Ambiente und die Bedienung waren wie immer grossartig. Ausgezeichnet waren auch eine Tomatensuppe, ein Artischockensalat mit Parmesan, Endivien mit Crevetten. Die Scaloppine waren ebenfalls in Ordnung. Leider aber war die Umhüllung der Seezungenfilets meunière und auch die Panüre eines Kalbskoteletts nach Mailänderart teigig statt knusprig – wohl weil sie in abgedeckten Gefässen serviert wurden.

Hervorragend war wie immer der Eiskaffee. Die Weinkarte ist sehr gut bestückt, und der uns geschenkte Grappa war perfekt. Wie auch immer, man muss dieses grossartige Lokal besuchen, solange man noch kann!