Man muss sich das Deutschland dieser Tage als eine Art Freiluftkomödie vorstellen.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz erklärt im Sommerinterview des ZDF, man werde auch künftig auf kommunaler Ebene, wo sich das nicht vermeiden lässt, mit der AfD zusammenarbeiten, und beschreibt dabei die gängige Praxis. Kreistage und Stadtverordneten-Versammlungen sind Verwaltungsorgane, die im Dienste der Bürger die örtlichen Angelegenheiten klären. Niemand käme auf die Idee, eine Ortsumgehungsstrasse zu blockieren, nur weil die AfD ebenfalls dafür ist.

Die Opposition schreit Zeter und Mordio, aus der eigenen Partei wittern Merz-Feinde eine Chance zur Demontage und pesten nach Kräften gegen den Chef («braun hinter den Ohren», «nicht kanzlertauglich» …) und zwingen Merz zur Rücknahme.

Der bereut öffentlich und twittert, selbstverständlich gälten die Unvereinbarkeitsbeschlüsse zur Kooperation mit Linkspartei und AfD auch für die kommunale Ebene, und macht damit eine Lüge zur Parteiräson. Gleichzeitig gibt Merz der Deutschen Presse-Agentur ein Interview, in dem er erklärte, vom ZDF-Interview kein Wort zurückzunehmen.

Und eine Woche später fällt Grünen-Chefin Ricarda Lang vermeintlich aus allen Wolken, als sie im ARD-Sommerinterview erfährt, dass in ihrem eigenen Wahlkreis Backnang (Baden-Württemberg) die Grünen selbstverständlich mit der AfD für Fördermittel für ein Theater gestimmt haben und nach den Sitzungen oft gemeinsam ein Bier trinken gehen.

Nun will Lang der Sache nachgehen und auch Parteiausschlüsse nicht ausschliessen, was nicht nur ein lustiges Wortspiel ist, sondern auch den ganzen Mummenschanz des AfD-Tabutanzes aufzeigt. Man fragt sich, was in den Augen der Grünen schlimmer ist: mit der AfD gemeinsam eine sinnvolle Entscheidung zu treffen oder mit deren Vertretern ein Bier zu trinken.

Darf man die «Verharmlosung» von AfDisten als Menschen und Biertrinker noch durchgehen lassen? Muss der Verfassungsschutz jetzt die Grünen wegen AfD-Nähe beobachten oder mindestens zum Verdachtsfall erklären?

Fragen über Fragen. Deutschland, eine Sommerkomödie, über die man lachen müsste, wenn sie nicht so traurig wäre.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Als Grünen-Chefin Ricarda Lang erfährt, dass in ihrem eigenen Wahlkreis die Grünen selbstverständlich mit der AfD für Theater-Fördermittel gestimmt haben, fällt sie aus allen Wolken. Deutschlands Alltag ist eine Sommer-Komödie"
  • gonzo der grosse

    Der weibliche Deutsch Meat Loaf gibt sich wieder zum Besten. Irgendwo muss man Wählern schon Intelligenz absprechen wenn man eine solche Person wählt. Das hat mit der Körperfülle wenig zu tun.

  • lachmöve

    Nach ihrer jetzigen Spitzenposition bei den Olivgrünen wird sie uns dann demnächst wohl noch als Staatssekretärin, besser noch als Landwirtschafts-Ministerin mit dem inhaltlichen Schwerpunkt "Gesunde Ernährung" präsentiert werden.

  • mr roof

    Grünen-Chefin Ricarda Lang vermeintlich aus allen Wolken gefallen? Meine Katastrophenwarn-App hat mir nichts angezeigt. Habe sie gleich gelöscht.