Normalerweise publiziert die Süddeutsche Zeitung Schlagzeilen. Immer öfter wird sie aber in letzter Zeit selbst zu einer.

Aktuell geht es um den Vorwurf, die stellvertretende Chefredakteurin habe in drei Artikeln Textpassagen von anderen Autoren kopiert. Das Branchenportal Medieninsider berichtete über den Plagiatsverdacht.

Das war aber erst der Anfang. In einer internen Redaktionssitzung wurden die Vorwürfe diskutiert. Danach erschienen wiederum auf Medieninsider Details aus diesem Treffen.

In der Annahme, jemand aus der Redaktion plaudere Interna aus, entschieden sich Chefredaktion und Betriebsrat zu harten Massnahmen: Sie überprüften die Kommunikationsdaten von Mitarbeitern. So wollten sie herausfinden, wer der «Maulwurf» ist.

Die Suche war offenbar vergebens, und inzwischen weiss die Redaktion, dass sie überwacht wurde. Dort sorgt das für grosse Aufregung.

Die Chefredaktion argumentiert, dass Sitzungen dem Redaktionsgeheimnis unterlägen und ein «geschützter Rahmen» seien. Allerdings verwendet die SZ selbst gern Indiskretionen aus nichtöffentlichen Treffen für ihre Beiträge und beruft sich auf Quellenschutz. Journalisten anderer Verlagshäuser sprechen deshalb von Doppelmoral.

Was mit einem Plagiatsverdacht begonnen hat, weitet sich nun aus zur internen Vertrauenskreise bei der Zeitung. Diese war schon früher in Kritik geraten, weil sie den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger in einer Affäre um ein antisemitisches Flugblatt voreilig und fälschlicherweise als dessen Verfasser bezeichnet hatte.