Es ist ein Phänomen: Seit drei Monaten ist klar, dass Donald Trump Präsident werden würde, und mit jedem Tag, den die Amtseinführung näherrückte, beruhigte sich die westliche Welt ein wenig über diesen Kerl. Die Aufregung, ja die Angst vor ihm – sie haben sich gelegt, und der eine oder andere mochte denken: Vielleicht bringt der neue, alte Präsident ja noch etwas Gutes mit in seine Amtszeit. Am gelassensten von allen sind die Anleger. Sie haben Trumps Wahl vor drei Monaten bereits freudig begrüsst und die Aktienmärkte in eine nachhaltige Whiskey-Laune versetzt.

Zum Amtsantritt blieb der Swiss Market Index schweizerisch höflich, der deutsche Leitindex DAX machte einen kleinen Freudenhüpfer, und die Wall Street hat sowieso schon seit Monaten – und das auch schon unter Joe Biden – einen guten Lauf. Kryptowährungen schossen natürlich nach oben, der Neue im Weissen Haus hat schliesslich nicht vor, jemandem das Zocken zu verbieten. Der Goldpreis kletterte auch ein wenig. Wer eine Versicherung gegen Trump sucht, legt sich eben noch ein bisschen Edelmetall in den Tresor.

Unterm Strich wird klar: Jeder Politiker kann sich für noch so mächtig und disruptiv halten, er kann alles anders machen oder gähnende Kontinuität ausrufen – gegen das, was die Märkte wirklich treibt, kommt er oder sie nicht an. Und das ist der Fortschritt. Das sind neue Technologien, die alte aufs Abstellgleis schieben. Das sind KI und am Ende energiesparende Technologien, weil alle wissen, dass Energie mit und ohne Trump bis auf weiteres nicht billig zu haben sein wird. Die Anleger in ihrer Masse handeln mit einer Weitsicht, zu der der einzelne Politiker in seinem Tatendrang gar nicht fähig ist. Und das ist gut so.