Das Magazin Schweizer Journalist hat einen Job erledigt, der längst fällig war. Es hat die Leistung der Medien in der Corona-Zeit unter die Lupe genommen.

Der Kommunikationswissenschaftler Vinzenz Wyss zieht ein ziemlich vernichtendes Fazit. Viele Medien hätten die Massnahmenkritiker «sehr despektierlich und pauschal als ‹Aluhut-Träger› abgestempelt».

Wie sehen das die angesprochenen Medien selbst, beispielsweise SRF? Dessen Chefredaktor Tristan Brenn räumt ein, die Berichterstattung könne «rückwirkend teils unkritisch wirken». Man habe den Behörden vertraut, «solange man keine besseren Argumente oder Beweise hatte».

Ob SRF solche überhaupt gesucht hat, darf allerdings bezweifelt werden. Das zeigt die Aussage, die Brenn dann noch nachschiebt.

Der Chefredaktor sagt, die Kritik an den Massnahmen sei oft von Personen oder Organisationen gekommen, «die der Regierung grundsätzlich sehr kritisch bis total ablehnend gegenüberstanden.» Da sei es schwierig gewesen, herauszufiltern, «was berechtigte Kritik war und was schlicht faktenwidrig».

Dass Leute wie Andreas Thiel oder Marco Rima vor Corona als ausgesprochene Staatskritiker unterwegs waren, ist neu. Auch von den massnahmenkritischen Ärzten und Wissenschaftlern, die beim Staatssender kein Podium erhielten, ist das nicht bekannt.

Aber selbst wenn es so gewesen wäre: Heisst das nun, dass man bei SRF den Einwänden von Leuten, die eine kritische Distanz zum Staat pflegen, gar nicht erst nachgeht? Disqualifizieren sie sich durch ihr Misstrauen gegenüber Politikern und Behörden gewissermassen für jedes künftige Thema?

Wenn dem so ist, fragt man sich, warum sich die SRF-Führung immer so gegen die Bezeichnung «Staatssender» wehrt.