Das neue Bundesratsfoto zeigt zum ersten Mal eine Disposition der einzelnen Mitglieder, die sich von allen vorhergehenden unterscheidet.

Die sieben Minister schauen zum ersten Mal nicht mich, den Betrachter, also den Bürger an, sondern sechs von sieben Minister sind körperlich zum Präsidenten hingewendet, quasi in Erwartung seiner Äusserungen, um nicht Befehle zu sagen.

Einzelne Kommentatoren haben darin die Szene der Sitzung einer Direktionsetage gesehen, wo sich die Direktoren um den CEO in der Mitte gruppieren. Diese Disposition lässt annehmen, dass der Bundespräsident Macht über die andern ausübt. Was völlig falsch ist.

Was auch niemand bemerkt hat: Das Bundesratsfoto ist eine Art moderne Version des «Abendmahls» von Leonardo da Vinci, mit dem Herrn, dem Messias, sitzend in der Mitte, von links und rechts umgeben von seinen Jüngern, die sich ihm zuwenden. Dies kam mir sofort in den Sinn, als ich das Bild sah.

Ikonografisch eindeutig eine Anspielung, fast eine Kopie des «Abendmahls». Wer hat dies so angeordnet? Berset selbst?

Matthieu Gafsou ist ein sehr guter Fotograf, vielleicht hatte er die Idee, jedenfalls sind ihm sicher die Klassiker der Ikonografie bekannt. Man weiss ja, dass Fotografen unbewusst immer Klassiker der Ikonografie zu imitieren versuchen: Kriegsfotografen suchen auf der ganzen Welt aktuelle Expressionen der Pietà von Michelangelo, Hoffotografen suchen offenbar entweder Napoleon-Kopien oder eben das «Abendmahl».

Ich weiss nicht, ob sich Berset als Messias sieht. Oder ob er einfach nicht gemerkt hat, was der Fotograf da anstellt.