Sind die deutschen wieder kriegsgeil? Gewiss nicht!

Allerdings sympathisiert das polit-journalistische Establishment eher mit Raketen als mit Friedenstauben.
Politiker und Journalisten geben vor, der Ukraine zu «helfen», indem sie Kampfpanzer, Panzerhaubitzen und Mehrfachraketenwerfer liefern. Frieden schaffen mit Waffen?

Der Teufel bejaht’s und reibt sich die Hände. Sollen doch 18-jährige Ukrainer auf 18-jährige Russen schiessen. Die zerfetzten Körper, die seelisch zerstörten Hinterbliebenen seien ausgeblendet. Hauptsache, die Ukraine «gewinnt».

Dabei ignorieren die Herren und Damen einer «wehrhaften Politik» mit Nachdruck, dass bereits der Begriff «gewinnen» im Zusammenhang mit einem Krieg nur Diplom-Euphemisten gebrauchen. Wenn erst mal Tausende, Zehntausende und mehr Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten mit ihrem Gesicht im Sand verreckt sind, dann ist nichts mehr zu gewinnen.

Alle haben verloren.

Kriege sind oft genug die Bankrotterklärung der Politik. Der moralische Bankrott einer Politik, die den Hahn spannt, aber andere, ja, Teenager abdrücken lässt, ist ohnehin evident.

Es gab eine Zeit, da wurde Deutschland aufgrund seiner defensiven Haltung respektiert. Deutsche Politiker und Journalisten hätten die Möglichkeit gehabt, der Ukraine tatsächlich zu helfen: Durch eine Politik des Friedens – mit aller humanitärer Unterstützung für die Ukraine, die nötig ist.

Stattdessen: Waffen, Waffen und noch mehr Waffen. Ergebnis: eine Unzahl an Toten, Verstümmelten und schwer Traumatisieren – auf beiden Seiten.

Vor ein paar Tagen schlug der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter vor, deutsche Marschflugkörper in die Ukraine zu schicken. Die Ukrainer müssten jetzt «all-in» gehen. «All-in»?

Der Krieg als Pokerspiel? Deutschland ist am Scheideweg. Entweder besinnt sich das Land auf die Grundfeste der Friedenspolitik, oder es wird irgendwann im geostrategischen Kampf zwischen den USA und Russland zerrieben.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.