Luisa Neubauer ist Thema für Abiturienten in Niedersachsen. Genauer gesagt ihr Aufsatz in der Zeit, den die Aktivistin im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. «Wir müssen wieder auf die Strasse», fordert sie darin. Die Klimakleber haben sie inzwischen erhört.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder jene Oberlehrer, die die Abiturprüfungen auswählen, haben wirklich einen Glückstreffer gelandet. Sie haben ein brandaktuelles Thema, das eine junge Person der Zeitgeschichte auf ihre Art verkörpert, gefunden und erwarten, dass sich die Prüflinge kritisch damit auseinandersetzen. Dass sie die Stärken und Schwächen des Inhalts analysieren und mit der Autorin in Verbindung bringen. Dass sie zu einem Fazit kommen, das möglicherweise ganz anders ausfällt, als es Neubauer zieht. Sie fordert «autofreie Innenstädte, genossenschaftliche Sanierungen, klimaneutrale Dörfer, sozial-ökologische Entlastungspläne».

Weniger Staat, mehr Mensch – wäre eine machtvolle Gegenposition.

Möglichkeit zwei ist, dass die Gegenposition schon mal einen Punktabzug bei der Note ergibt. Dies wäre garantiert der Fall, wenn es hier nicht um eine Abiturprüfung, sondern um einen Medienbeitrag oder eine Position auf Social Media ginge. Dort hat Neubauer allermeistens den Status einer Heiligen, und jeder, der gegen sie antritt, muss ein dickes Fell besitzen. Es wäre ein geistiges Armutszeugnis, wenn Schule auch so funktionierte.

Mal sehen. Wir bleiben dran. Versprochen.