In ihrer TV-Kritik hat die Weltwoche kürzlich festgehalten, dass die elektronischen Medien von CH Media im Bundeshaus mit wenig Aufwand viel mehr rausholt als die SRG. Das Blatt lobte unter anderem die Leistung von Bundeshausredaktor Matthias Steimer. Tatsächlich ist der Unterschied beim Personal beeindruckend. Für Radio, TV und Online von CH Media sind maximal vier Personen in Bern. Die SRG hat über hundert Personen akkreditiert.

Das Branchenportal Persoenlich.com hat die Kolumne aufgegriffen und Politiker gefragt, was sie zu dieser Feststellung sagen und wie sie die Effizienz von SRG und CH Media beurteilen.

«Was man sicher spürt, ist, dass die SRG viel mehr Mittel zur Verfügung hat», so Thomas Aeschi, Fraktionspräsident der SVP. «In einem Vorzimmer des National- oder Ständerats hat jede Regionalgesellschaft eigene Kameramänner plus eigene Journalisten. Es kann gut sein, dass das gleiche Fernsehen dreimal am Tag die gleiche Frage stellt – einmal auf Deutsch, einmal auf Französisch und einmal auf Italienisch.» Im Gegensatz dazu sei Matthias Steimer mehr oder weniger immer allein unterwegs. Aeschi: «Er stellt die Kamera allein ein, filmt allein, stellt die Fragen allein. Und das macht er in meinen Augen mindestens gleich gut – wenn nicht besser – in Sachen Qualität.»

Keystone/Peter Klaunzer

Die Partei- und Fraktionsspitzen von Grünen und Grünliberalen liessen dagegen mehrere Anfragen unbeantwortet. Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP, antwortete: «Wir verzichten auf diese öffentliche Einschätzung.»

FDP-Präsident Thierry Burkart meinte dazu: «Da die Voraussetzungen der SRG und der Regionalmedien unterschiedlich sind, ist ein direkter Vergleich kaum möglich. Die SRG hat einen Informationsauftrag und ist mit den entsprechenden Ressourcen ausgestattet. Die Regionalmedien haben einen anderen Auftrag, leisten aber trotzdem einen wichtigen Beitrag zur Informationsvielfalt.»

Ausführlich meldete sich Mitte-Präsident Gerhard Pfister: Wer «besser» sei, könne er in dem Sinne nicht beurteilen, weil es von der Qualität einzelner Beiträge und der Journalisteninnen und Journalisten abhänge. «Der grosse Unterschied: SRG ist zur Ausgewogenheit verpflichtet und hält sich oft nicht daran. CH Media ist meines Erachtens dazu nicht so verpflichtet wie die SRG, aber ist es öfter als die SRG.» Pfister thematisierte den Unterschied zwischen der SRG und CH Media ziemlich konkret: «Herr Steimer selbst ist ein Phänomen. Schnell, immer freundlich – aber kritisch und immer fair. Er ist enorm effizient. Das macht es mir sehr viel leichter, seine Anfragen für ein Statement meistens anzunehmen, weil ich weiss, die Sache dauert fünf Minuten, er ist vorbereitet, macht einen effizienten Job, und ich kann weiter. Bei der SRG ist das alles viel aufwendiger, mehrere Personen nötig, die wollen manchmal dreimal eine Antwort auf die gleiche Frage – und das Ganze dauert dreimal so lang. Manchmal machen sie noch lange Vorgespräche am Telefon. Deshalb mache ich das mit der SRG nur, wenn ich muss.» Das Ergebnis sei bei beiden das Gleiche: maximal ein paar Minuten Sendezeit. Für Pfister ist klar: «Falls Herr Steimer noch nie einen Journalistenpreis gewonnen hat, wär’s langsam Zeit.»

Auch SRF reagierte. Der Sender, unter Druck wegen der 200-Franken-Gebühren-Initiative, findet, dass Matthias Steimer «unbestritten einen sehr guten Job» mache. «Die Ansprüche sind bei der SRG jedoch andere: Wir produzieren Sendungen für vier Sprachregionen, und bei wichtigen politischen Ereignissen bedienen wir innerhalb einzelner Sprachregionen unterschiedliche Sendungen – in der Deutschschweiz zum Beispiel gleichzeitig die ‹Tagesschau› und ‹10 vor 10›, teilweise auch ‹Schweiz aktuell›.»