Der Vorgang dürfte einzigartig sein: Youtube hat die FPÖ, die grösste Oppositionspartei in Österreich, «vorübergehend gesperrt». Der Kanal wird seit über zehn Jahren betrieben und hat mehr als 194.000 Abonnenten.

Der Zeitpunkt ist kaum ein Zufall. Spätestens im Herbst 2024 wird in Österreich das nationale Parlament neu gewählt. Es könnte aber auch früher geschehen. Denn die amtierende Regierung aus ÖVP und Grünen ist schwer angeschlagen und kaum mehr funktionsfähig.

Seit Monaten zeigt jede Umfrage: Bei den nächsten Wahlen dürfte die rechtskonservative FPÖ klare Siegerin werden. Ihr Präsident Herbert Kickl wäre dann der logische nächste Bundeskanzler. Auch wenn die anderen Parteien ankündigen, dem rhetorisch starken und verbal knallharten Politiker das zu verweigern.

Die Freiheitlichen seien «den Mächtigen und dem System wohl zu unbequem geworden», stellt Kickl in einer Videobotschaft fest. Er nennt die Zensur «missbräuchlich». Wie Youtube sie begründet, ist unklar. Strafrechtlich relevante Inhalte finden sich bei der derzeit stärksten Partei des Landes aber wohl kaum.

Der FPÖ-Chef hofft, dass die Sperrung bald aufgehoben wird, und ruft dazu auf, den Freiheitlichen auf anderen Plattformen wie Facebook, Tiktok oder Telegram zu folgen: «Holt euch dort unsere Inhalte.»

Der hilflose Versuch, die Umfragesiegerin auszubremsen, könnte sich als Schuss nach hinten erweisen. Bei den regierungskritischen Wählern in Österreich kommt die durchsichtige Aktion mit Sicherheit nicht gut an.