Man stelle sich vor: Journalisten sehen auf Twitter eine Kolonne russischer Luftlandepanzer, die in einem Handyvideo von links nach rechts fahren. Angeblich sind es Bilder von gestern, und sie sollen aus Weissrussland stammen. Praktisch gleichzeitig kündigt Moskau an, dass Russland «deeskalieren», seine militärischen Aktivitäten im ukrainischen Norden reduzieren und sich vermehrt auf den Osten konzentrieren wolle.
Dieselben Journalisten glauben sich erinnern zu können: Fuhren die russischen Panzer bei ihrer Invasion damals auf Twitter nicht von rechts nach links, also von Weissrussland Richtung Ukraine? Und schliessen daraus messerscharf: Die Russen ziehen sich bei Kiew nun offensichtlich zurück und bringen ihre Truppen ausser Landes. Sofort reden sie von einem Teilabzug oder behaupten gar, Putin gebe im Kampf um Kiew nach.
Das ist – etwas überspitzt ausgedrückt – das Niveau der Analyse. Dabei lässt im Moment nicht das Geringste auf eine Abnahme der russischen Militäraktionen im Norden schliessen. Die Ukrainer haben die Russen inzwischen zwar aus einigen Vororten von Kiew hinausgeworfen, der wichtige Flughafen Hostomel nordwestlich der Hauptstadt bleibt aber vorerst unter Kontrolle der Invasoren. Auch der Artillerie- und Raketenbeschuss nahm in Kiew bisher nicht ab. Selbst die renommierte amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War schrieb gestern, dass die russischen Truppen ihre Angriffe auf die Hauptstadt Kiew noch nicht aufgegeben hätten.
Gerade die russischen Eliteeinheiten, zum Beispiel die in Hostomel eingesetzten Luftlandetruppen, sind von den Ukrainern grausam dezimiert worden. Wenn sich ausgeblutete Verbände jetzt nach Weissrussland zurückziehen, kann das auch Teil einer Rotation sein: Erschöpfte Truppen ziehen ab und werden durch frische Einheiten ersetzt. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass die Kämpfe bei Kiew abflauen. Die Ukrainer haben dort zwar die Oberhand gewonnen, doch ist das nur ein Etappensieg. Noch ist die Schlacht nicht entschieden.
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Hat es einen besonderen Grund, dass der Artikel jetzt auf den 6.4. datiert, obwohl er schon am 30.3. veröffentlicht wurde?
Russland hat seine Truppen um Kyjiw und der Nordukraine mittlerweile abgezogen.
Hat Pelda eine militärische Ausbildung und entsprechende Erfahrung? Wohl kaum, wenn man sich seinen Text so anschaut. Hostomel wird übrigens nach wie vor von den "grausam dezimierten" Russen gehalten.
Und niemand schreibt oder spricht über die Art der britischen Sanktionen. Der Entscheid über Gas und Öl aus Russland, ist bis zum 31.12.2022 verschoben. BP freut sich riesig. So viel Wert hatte das russische Öl noch nie. Umgerechnet ca. 700'000'000$ täglich für Putin.
Definitiv macht Johnson eine bessere Arbeit als unsere BR, NR, SR und die gesamte Verwaltung zusammen. Aber eben. Darüber schreibt und spricht man in der Schweiz nicht. Das müsste man Mal dem Herrn Giezendanner einer stecken...
Es wäre schön unabhängige (richtig unabhängig, nicht im Sinne westlicher Propaganda) Berichte auch über den Donbass zu lesen
Am 24.2. wurde eine Invasion stattgefunden : mit schweren Kämpfen zwischen Ukr. und Rus. Truppen auf dem Fracht- und Werksflughafen Hostomel. Nach ca. 4.5 Stunden hatten Russlands Streitkräfte die volle Kontrolle über den Flughafen übernommen. Eine "Dezimierung" der RU-Truppen hat sich nicht ereignet, und die Ukrainer haben um die 125 Soldaten verloren und danach flohen. Das ist die Situation....ausserhalb Propaganda der Ukraine. Diese Propaganda wird durch GB ( London) geführt.
Die Ukrainer haben die Oberhand? Das Land hat keine Luftwaffe mehr, keine Marine, 90% Drohnen sind zerstört, es hat noch etwa 5-10% der Raketen, 80% der Panzer und Fahrzeuge sind zerstört, Öl- und Munitionsdepots werden systematisch zerstört oder auf der Flucht den Russen übergeben, SS300 und Radarstationen sind ganz eliminiert ... Die Frage ist, womit haben sie dann die Oberhand übernommen?
beograd: Die Moral der Kämpfer zählt! Da sind die Ukrainer den Truppen von Putin weit überlegen. Deshalb setzen Putins Truppen immer mehr “schwere Waffen ein”, weil sie den Kampf Mann gegen Mann gegen die Ukrainer nicht gewinnen können!
Korrekt. Theorie: Eine Kompanie VDV sollte den Flughafen einnehmen und die Landebahn für den Einflug von leichten BMDs vorbereiten, um einen Enthauptungschlag gegen Kiev durchzuführen. Die Flugfeld wurde durch das Gefecht zerstört, die Ukrainer jedoch zurückgedrängt. Die BMDs und einige Panzer mussten also schutzlos nach Hostomel durch feindliches Gebiet düsen, um das VDV vor Ort zu unterstützen. Letzlich führte das zum Logistikstau im Norden.
Ich frage mich, ob unparteiische Krieg-Berichterstattung überhaupt möglich ist?! Die Presse stellt sich doch jeweils unter Schutz einer Kriegspartei, damit eigene Sicherheit ein Stück weit gegeben ist! Verständlich, dass Journalisten sich bei Berichterstattungen kaum kritisch über Schutz-Parteien äussern, sie sogar unterstützen! In Syrien habe ich Herrn Peldas Berichte Pro Rebellen und Contra Assad/Russland kritisiert! Die Rebellen schützten damals Kurt Pelda, heute schützen die Ukrainer ihn!
Interessanterweise sind Beurteilungen der Chancen der Ukrainian Defence Forces besonders im Norden durch Schweizer (Journalisten) pessimistischer gestimmt als durch erfahrene Amerikanische Generäle.
Die heutigen Stalinorgeln haben Reichweiten je nach Modell von 40 bis 90km. Das reicht immer noch, um das Stadtzentrum von Kiew zu treffe
Ich sehe in diesem Artikel von Kurt Pelda keinen Pessimismus. Die amerikanischen Militärs auf CNN berichten aus ihren Quellen praktisch das gleiche. Den Pessimismus bekomme ich von der amerikanischen Politik zu lesen. Die sagen ganz klar: Wir messen Putain de merde an seinen Taten und nicht an seinen Worten und bisher sei kein Abflauen der Kämpfe zu beobachten
2/2 Denn, Putin wird sich nicht zurückziehen oder zu Verhandlungen bereit sein, wenn Kiew nicht in seinen Händen ist. Zum einen wegen der historischen Bedutung der Stadt für die Russen und zu andern, um in den Verhandlungen um das Schicksal von Kiew eine einflussreiche Position zu haben.
Vorher wird es hoffentlich zu Verhandlungen kommen. Aber von russischer Seite wird es keine Zugeständnisse geben, solange sich nicht beide Seiten für einen Kompromis über Kiew einigen werden.
Jahre.. Noch Jahre wird dort gekämpft. Ukraine hat auf die Dauer zuwenig Resource um die Russen zu vertreiben. Westen wird schnell müde... Das alles ist ekomomisch nicht zu rechtfertigen.. Ukraine wird geopfert... Zweigeteilt... Amis spielen immer auf dem Buckel von anderen Nationen, um selber ihre Vormachtstellung zu erhalten... Biden und Co. sind willige Armaproduzenten Helfer... Die im Gegenzug finanzierten Demokratischen Lager. Alles zum Kotzen. CH soll dich daraus fernhalten.
Wenn Köppel weiter so macht wird das schon so eintreffen
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Ihre Einschätzung teile ich. Chapeau, den Fake auf dem Handyvideo haben sie durchschaut.
Leider müssen noch viele unnötig sterben (Zivilpersonen, in Uniformen gesteckte,unausgebildete Zivilisten, ukrainische und russische Soldaten). Es wäre zu verhindern gewesen, wenn am 10.11.2021 Selenskyj nicht mit der Nato Putin bis aufs Blut provoziert hätte. Jetzt könnte all dies verhindert werden, wenn Kiew kapitulieren würde.
Ich weiß, Herr Köppel, dass Sie mitunter auch Diplomat sind, sein müssen. Und Sie werden auch nicht müde, dies uns zu erzählen.
Aber Herr Pelda ist eine Zumutung und kein Ausgleich. Sonst könnten Sie auf der anderen Seite auch gleich den (angeblich verstorbenen) russischen Verteidigungsminister zu Wort kommen lassen. Nix für ungut!
@ebro:Ihre Kommentare sind eine Zumutung und nicht die Berichterstattung von Herr Pelda.
Langsam sollten Sie sich von Kurt Pelda trennen. Diese einseitige Propaganda und Fehlinformationen sind unerträglich.
ER WEISS ES GENAU!
Nur gut, kann man einen Krieg nicht mit Geschwätz beeinflussen. Wird er eigentlich von Ihnen oder von Davos bezahlt?
Im Gegensatz zu Ihnen bin ich Herrn Pelda für seine unabhängige Berichterstattung vor Ort dankbar. Pelda ist ein absolut integrerer Journalist mit jahrzehntelanger Erfahrung.
Natürlich können Sie aus der warmen Stube in der Schweiz alles v i e l besser wissen als Pelda vor Ort. Wenn Sie russenfreundlich Propaganda sehen wollen, empfehle ich Ihnen Russia Today.
Grundsätzlich traut sich Kurt Pelda etwas und sitzt nicht im warmen Redaktionsbüro, dafür darf man ruhig einmal Respekt zollen. Zudem wird niemand hier gezwungen, seine Berichte zu lesen und als absolute Wahrheit aufzunehmen. @ebro: Schreiben Sie sich doch selbst einen hübschen Artikel wenn Kurt Pelda Ihnen den Gefallen nicht tut.
Die würden aber nicht abziehen, bevor Ersatz da ist, oder?
Ich wünsche den Ukrainern, dass sich Ihr Courage zur Verteidigung des Vaterlandes auszahlt und sie Putin am Ende in Den Haag als Kriegsverbrecher verurteilt sehen!
Lang lebe die freie, demokratische Nation der Ukraine!
(Und an alle die jetzt gleich einen thumbs down klicken: Wirklicher Mut ist halt bei den Vasallen eines kleinwüchsigen Diktators nie zu finden)
Haha, demokratische Nation der Ukraine!
Der war nicht schlecht, Paul Klee.
Kleinwüchsig sind übrigens alle im Club der Diktatoren, Selenskyi als wie auch Joe Biden.
Ja, vor lauter Putinversteher und - Befürworter hier, muss man sich langsam fragen, ob man da überhaupt noch guten Gewissens mitlesen will … für jeden halbwegs gebildeten Menschen eine Zumutung!
Dass man auf diesen Kommentar so viele Daumen runter bekommt sagt etwas über die Leserschaft der WW
Im Klartext: durchhalten Russen, ihr werdet das schon schaffen! Was genau macht Pelda dort? Berichtserstattung als Schaf im Wolfspelz für die Puddingversteher in der Schweiz? Vernichten von Agentenlisten aus der Schweiz? Aber ich nehme an: Anti-Anti-Russland-Berichtserstattung.