Der Verleger Peter Wanner hat in die Tasten gegriffen und am Samstag in seinen CH-Medien höchstselbst einen ganzseitigen Artikel verfasst. Wanner fordert im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, wir müssten «Ängste und Feigheit» überwinden. Der Titel seines Beitrags lautet in prächtigstem Germanismus: «Der Westen muss klare Kante zeigen.»

Die Amerikaner sollten endlich die Ukrainer bewaffnen, fordert Wanner. Und eine Flugverbotszone durchsetzen. Was mit direkten Luftkämpfen zwischen der Nato und Russland durchgesetzt werden müsste – und uns in einen Dritten Weltkrieg taumeln liesse. Deutschland solle endlich Waffen an die Ukraine liefern, verlangt Wanner weiter. Würde Deutschland angesichts von sechs Millionen ermordeten Juden den Palästinensern Waffen liefern, um Krieg gegen Israel zu führen? Undenkbar. Aber den Ukrainern soll die Bundesrepublik Waffen gegen Russland liefern? Und dabei vergessen, dass die Deutschen im Zweiten Weltkrieg über zwanzig Millionen Russen umgebracht haben?

Der Säbelrassler Peter Wanner befremdet. Offenbar kennt er keinerlei Feigheit, ist er doch bereit, «mit voller Wucht» gegen die Russen vorzugehen. Der Westen hätte Putin viel mehr Kriegsentschlossenheit entgegensetzen sollen, so Wanner. Und er träumt von der Drohung eines Nato-Luftschlags bei einem Angriff auf Kiew: «Denn wenn man Angst vor einer atomaren Bedrohung äussert, hat man schon verloren.» Nein, nicht einmal der Atomkrieg macht dem furchtlosen Eisenfresser Wanner Angst.

Wohlbehütet in einem Schloss und mit einem Vielhundertmillionen-Vermögen kann Peter Wanner leicht beklagen: «Der Wohlstand ist einem näher als das Blut, das in der Ukraine fliesst.» In seiner privilegierten Situation kann man bequem andere ins Feuer schicken. Ob er auch seine eigenen Söhne meint? Wir müssten helfen, so gut wir könnten, fordert Peter Wanner. Es steht ihm frei, seine Schatullen in beliebigem Ausmass für die Ukraine und deren Flüchtlinge zu öffnen.

Die Schweiz dürfe «politisch nicht neutral» sein, behauptet Peter Wanner. Wo doch jede Broschüre des Aussendepartements unsere «Neutralitätspolitik» erklärt. Man könnte meinen, gewisse Schreibtischtäter würden sich die Rückkehr des Kalten Krieges geradezu herbeisehnen. Es scheint beinahe, als hätten sie nur auf diesen Moment des volkstümlichen Hochgefühls und der rauschhaften Hingabe an Gewalt und Krieg hingelebt. Wir haben allen Grund, den wannerschen Fuchteleien zu misstrauen. Da mag er noch so sehr das Pathos der Heimsuchung, eine heilige Not und die Berufung auf die grosse Stunde bemühen. Peter Wanner ist kein Deut tapferer als jene, denen er Feigheit vorwirft. Denn er erwartet den blutigen Opfergang nicht von sich selber.

Die 3 Top-Kommentare zu "Die Kriegstreibereien von Verleger Peter Wanner befremden. Denn er fordert den blutigen Opfergang in der Ukraine von den andern, nicht von sich selbst"
  • reining

    Wanner, Walder - und wie sie alle heissen - sie alle geben dem Propaganda- und Versager- Journalismus einen Namen und ein Gesicht...

  • die stauffacherin

    Die Familie Wanner war einst im Aargau eine angesehene Familie mit Ihrer Zeitung, dem Badener Tagblatt, welches ich selbst am Anfang meiner Berufskarriere ausgetragen habe. Nun, offenbar bedeutet Expansion, Zukauf, Erweiterung und Grösse nicht unbedingt auch Weitsicht, Reife und Weisheit. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass Wanner mit jedem Schritt nach vorne sich in einen Rausch expandiert. Man sollte sich nie für den Grössten halten, auch wenn man mit viel Glück überreich geworden ist.

  • severus

    Finde ich sehr gut,daß Prof. Mörgeli hier die Kriegstreiberei bestimmter, dem Alltagsleben entrückter Milieus thematisiert. Obama-Biden hat sicher seine Freude an Herrn Wanner. Aber Schreibtischtäter wie der hier vorgestellte sind häufig die perfidesten und effektivsten Mörder und Totengräber und sie suhlen sich hinterher,nach vollbrachter Tat, im Bad der Unschuld. Sie wähnen sich anderen Menschen überlegen, verachten sie insgeheim, als wären sie nur Bauern auf ihrem Schachbrett.