Diese Rede hielt CDU-Politiker Roderich Kiesewetter am 9. März an einer Solidaritäts-Demo zur Ukraine in Berlin. Wir dokumentieren sie im Wortlaut.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger an der Seite und aus der Ukraine, wir stehen hier heute für Sicherheit und Freiheit der Ukraine.

Meine Damen und Herren, das ist auch ein Zeichen des gewählten Bundestages, dass Katharina Dröge von den Grünen und Adis Ahmetovic von der SPD und nicht von der Union heute parteiübergreifend zu Ihnen sprechen, auch als starkes Signal, dass wir aufstehen müssen, nicht nur im Parlament, sondern in Europa.

Die vergangenen drei Jahre war ich den USA, den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in den Vereinigten Staaten von Amerika und Präsident Biden hoch dankbar. Sie haben eine grosse Last der Unterstützung für die Ukraine getragen, manchmal viel mehr, als wir anerkannt haben. Und heute erleben wir, wie ein Präsident Trump diese sagenhafte Unterstützung, aber auch die Ukraine und das Europa, das wir kennen und lieben, verrät.

Dieser Verrat, anders lässt es sich nicht beschreiben, bedeutet, dass wir zusammenstehen müssen. Es ist unglaublich, dass die USA nunmehr eine Koalition aus Russland, Iran und Nordkorea und China unterstützt und wir Europäer stehen nunmehr und wissen, dass wir es alleine leisten und stemmen müssen. Aber wir müssen uns auch der Folgen bewusst sein. Durch diese Art, innerhalb von vier Wochen der Ukraine die Aufklärungsdaten zu nehmen, die Waffen- und Munitionsunterstützung zu nehmen, die öffentliche Unterstützung zu versagen, das stärkt den Kriegsverbrecher Russland, das stärkt den Autokraten Putin und das führt dazu, dass in der Ukraine noch mehr Soldaten und Soldatinnen fallen, dass noch mehr Zivilbevölkerung Opfer furchtbarer Terrorangriffe wird.

Das können wir nicht hinnehmen und deswegen müssen wir uns so schnell wie möglich in Europa alles tun, dass wir gemeinsam, auch unsere Bevölkerung, uns allen sagen, was auf dem Spiel steht: Frieden und Freiheit und Selbstbestimmung für ganz Europa.

Es ist, liebe Freunde, auch noch mal deutlicher zu sagen, dass wir die Ukraine nicht aus Solidarität unterstützen, sondern dass wir begreifen, die Ukraine schützt uns! Und deshalb richte ich meine Worte zunächst an die ukrainische Zivilbevölkerung, die die Wirtschaft noch aufrechterhält, an die Mütter, die sich um die Kinder kümmern, an die Grosseltern, die sich um die Kinder kümmern, an die Menschen, die in Arbeit sind, die für die Ernährung sorgen, die für die Betriebe sorgen, für den Strom, für die Reparaturen, für das Aufräumen nach den furchtbaren Angriffen, für die Sanitätsversorgung, und ich richte meine Worte an die Abgeordneten der Rada, die sich weltweit vorwerfen lassen müssen, dass sie Neuwahlen verhindern, ich richte mein Wort an die ukrainische Regierung, die sich vorwerfen lassen muss, Wahlen zu verhindern.

Liebe Landsleute, lasst es auch uns Deutschen klar sein: Auch in Deutschland gebe es im Kriegsfall keine Wahlen, sondern erst nach Grundgesetz sechs Monate nach Friedensschluss. Deswegen ist Selenskyj und ist die Regierung legitime Vertretung der ukrainischen Bevölkerung. Deswegen ist die Rada legitime Vertretung der ukrainischen Bevölkerung. Sie sind rechtmässig und sie gehören unterstützt.

Meine Worte richten sich ganz besonders an die Soldatinnen und Soldaten an der Front. Sie sind nunmehr ohne Satellitenbilder, ohne nachrichtendienstliche Informationen der Amerikaner ganz auf Europa und ihr eigenes Wissen und eigenes Können angewiesen. Und es gibt so viele Kinder in der Ukraine, die nur noch die Fotos, die Bilder ihrer Väter umarmen können, weil es ihre Väter nicht mehr gibt.

Und es gibt so viele Väter an der Front und Mütter an der Front, die die Bilder ihrer Kinder umarmen, die sie seit Monaten, teilweise seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gesehen haben. Lasst uns doch bewusst sein, was das für starke Opfer sind und dass wir wollen, dass diese Ukraine Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung, den Anspruch auf ihre Grenzen von 1991 und eine Zukunft hat. In der Europäischen Union und in einer Europäischen Nato.

Gerade wir Deutschen müssen doch wissen, was es heisst, wenn eine geschlagene Armee nach Hause kehrt und sich niemand um sie kümmert, 20er Jahre und dann kamen die 30er. Dieses «Nie wieder» heisst auch unsere Verantwortung jetzt, dass in der Ukraine die Menschen an der Front und die Menschen, die hier sind, vereint in einer Zukunft der Ukraine sein können, die in Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung Teil eines freien Europas ist, keine Armee der Welt ist so stark wie die ukrainische. Lasst uns diese Armee unterstützen.

Lasst uns am Ende auch sagen: Wir stehen nicht nur an der Seite, sondern wir müssen uns selber anstrengen. Wir müssen begreifen, was Trump angerichtet hat und das angesichts der britischen Botschaft, der französischen Botschaft und der amerikanischen. Liebe Freundinnen und Freunde, wir müssen mutig sein.

Eines möchte ich ablesen. Schiller sagte einst, vor 300 Jahren: Der Mut wächst mit der Gefahr. Die Kraft erhebt sich im Drang. Fassen wir gemeinsam den Mut, den die ukrainischen Soldaten und Soldatinnen längst haben, vergrössern wir gemeinsam die Kraft, dass die Ukraine die Aussicht hat, zu gewinnen, und dass Russland am Ende das Existenzrecht all seiner Nachbarstaaten anerkennen muss und dass die Ukraine die Chance hat, gemeinsam im freien Europa in alter Blüte und Kraft wieder zu erstehen.

Fight Putin, fight Russia, Slava Ukraini.

YouTube player