Noch vor der Abstimmung im Kongress haben die USA heimlich Atacms-Langstreckenraketen an die Ukraine geliefert. Das bestätigte Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan laut Medienberichten. Deutlich wird auch damit, wie verdeckt strategisch die USA im Ukraine-Krieg involviert sind. Aus militärischer Sicht mögen diese Rakete der Ukraine etwas «helfen», da das Land damit auch weiter entfernte Ziele angreifen kann.

Doch was heisst dieses Etwas?

Unterm Strich dürfte sich an der desaströsen Situation der Ukraine nichts ändern. Auf härtere ukrainische Angriffe dürften gemäss militärischer Logik noch härtere Schläge der Kriegspartei führen, die über die immer wieder angesprochene Eskalationsdominanz verfügt. Und das ist – zweifelsfrei – Russland. Die Atacms-Raketen, die über eine Reichweite von 300 Kilometern verfügen, hat die ukrainische Führung schon seit längerem verlangt.

Die NZZ berichtet in einem aktuellen Artikel über die geheimen Raketenlieferungen und die über sechzig Milliarden US-Dollar, die gerade von US-amerikanischer Seite zur «Unterstützung» der Ukraine bewilligt wurden. Auch bei dieser Summe stellt sich die Frage: Was wird das Geld bewirken? Auch wenn die ukrainischen Soldaten dadurch länger kämpfen können: Das Sterben an der Front wird immer weitergehen – ohne realistische Aussicht, Russland in die Enge zu bringen, und schon gar nicht mit der Aussicht, den Krieg zu «gewinnen».

Und: Wie viel von dem Geld kommt überhaupt bei der Ukraine an und versickert nicht in einem Sumpf der Korruption?

In der Berichterstattung zu den Raketenlieferungen und dem bewilligten Geld fällt auf, dass viele Medien beschönigend und unkritisch «berichten». In dem NZZ-Artikel wird in der Überschrift von einem «Rettungsring» gesprochen, und die heimliche Raketenlieferung bezeichnet der Autor als «Überraschung».

Von einem «Durchbruch» im Kongress ist die Rede, die Entscheidung im Repräsentantenhaus führt die NZZ als «überwältigende» Mehrheit an, und im Hinblick auf den US-Präsidenten heisst es, Biden «zögerte keinen Moment», bezogen auf die nun rasch erfolgenden Waffenlieferungen an die Ukraine. Dass die Atacms mit Streumunition ausgestattet werden können, erwähnt die NZZ unkritisch am Rande.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.