Null Komma null null zwei Grad – über diese Zahl spricht im Abstimmungskampf zum Klimagesetz, dem «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit» (indirekter Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative), niemand. Dabei ist es die vielleicht wichtigste Zahl, die man zur Volksabstimmung vom 18. Juni kennen sollte. Weniger als 0,002 Grad – das ist der Beitrag der Schweiz zur globalen Erwärmung seit der Industrialisierung. Oder anders und noch etwas präziser formuliert: Im Zeitraum von 1850 bis 2021 haben die Schweiz, ihre Menschen und Tiere das Klima mit dem Ausstoss von Treibhausgasen (CO2, Methan, Lachgas) um knapp zwei Tausendstel Grad erwärmt. Das entspricht einem Anteil von 0,1 Prozent oder einem Tausendstel.

Treppenwitz der Klimageschichte

Herausgefunden hat dies ein Team um den Klimaforscher Matthew Jones, der am Tyndall Centre for Climate Change Research an der School of Environmental Sciences an der University of East Anglia arbeitet. Dabei haben Matthew und seine Kollegen den Beitrag einzelner Länder zur Erderwärmung in den letzten 171 Jahren untersucht. Am grössten ist demnach der Anteil der USA (18,6 Prozent, 0,279 Grad) und Chinas (12,5 Prozent, 0,199 Grad).

Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern führt zu einem riesigen Mehrbedarf an Strom.

Der Beitrag der Schweiz hingegen ist vernachlässigbar. 0,002 Grad – welcher Organismus, welches Lebewesen, welcher Baum, welches Tier, welcher Mensch würde einen solch fast nicht mehr messbaren Temperaturunterschied spüren? Die Resultate der Studie sind umso glaubwürdiger, als die Autoren nicht im Verdacht stehen, «Klimaskeptiker» zu sein. So sprach denn auch der Tages-Anzeiger von einer «Rangliste der Klimasünder». Die Schweiz gehört definitiv nicht dazu. Diese historischen Erkenntnisse decken sich mit aktuellen Daten: Auch heute steuert unser Land nur rund einen Tausendstel zu den weltweiten CO2-Emissionen bei.

Die politische Pointe dieser Zahlen und Fakten: Mit einem Ja zum Klimaschutzgesetz können wir das Klima, welches das Gesetz zu schützen vorgibt, nicht schützen. Die Wirkung der einschneidenden Massnahmen wäre annähernd null (der Begriff «netto null» bekommt so eine neue Bedeutung). Wir könnten damit nicht einen Quadratzentimeter Gletscher retten, keinen einzigen Hitzetag verhindern und schon gar nicht «unwiderruflich zerstörte Ökosysteme» (Tages-Anzeiger) wiederherstellen. Doch genau dies behaupten die Befürworter des Gesetzes: «Schützen, was uns wichtig ist», lautet ihr Slogan. Ein Treppenwitz der Klimageschichte.

Blankocheck für Bevormundung

Dieser Witz – und hier wird es ernst – kommt uns allerdings teuer zu stehen. Die Gegner rechnen unter Berufung auf eine ETH-Studie mit Kosten von 387 Milliarden Franken. Ebenfalls aus Berechnungen der ETH geht hervor, dass die jährlichen Energiekosten pro Kopf von heute 3000 auf 9600 Franken steigen werden. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler müssten Milliardensubventionen an ohnehin boomende Branchen leisten. Belastet würde die Bevölkerung auch durch steigende Mieten und Produktepreise. Die Wirtschaft würde, wie es die Weltwoche formulierte, zu einer Vollbremsung gezwungen.

Hinzu kommen die Folgen für die Energieversorgung. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern – und damit ein faktisches Verbot für Benzin, Diesel, Öl und Gas – führt zu einem riesigen Mehrbedarf an Strom. Und dies, während wir gleichzeitig die Kernkraftwerke abstellen. Selbst Berufsoptimisten geraten ins Grübeln, wenn sie diesen Tatsachen ins Auge sehen. Ganz zu schweigen von der Landschaftsverschandelung durch Tausende Windräder und Millionen von Quadratmetern an Solarpanels, die die Augen blenden.

Last, but not least stellt das Klimagesetz dem Bundesrat einen Blankocheck aus, um die Bürgerinnen und Bürger mit Zwangsmassnahmen wie Kleinkinder zu bevormunden («Nein, mit diesem Motor darfst du nicht fahren», «Nein, mit dieser Heizung darfst du nicht heizen», «Nein, in diesem Haus darfst du nicht wohnen»). Und das alles wegen 0,002 Grad?