Besonders spektakulär klang der Plan nicht. Die Zeitschrift Schweizer Monat wollte ein Gespräch mit einem Rückblick und Ausblick rund um Corona publizieren. Zwei Fachleute sollten dazu eine Diskussion führen.

Als einer der Interviewpartner gesetzt war Pietro Vernazza, früherer Chefarzt für Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen. Vernazza war in der Corona-Zeit mit kritischen, aber fundierten Beiträgen zur Corona-Politik aufgefallen und war Mitherausgeber der Textsammlung «Der Corona-Elefant».

Das vorgesehene Doppelgespräch platzte jedoch. Die Redaktion fragte ein Dutzend Fachleute an – und kassierte gleich viele Absagen. Niemand wollte sich dem Austausch mit Vernazza stellen.

Dabei waren viele von ihnen während Corona überaus auskunftsfreudig. Martin Ackermann, Manuel Battegay, Urs Karrer, Tanja Stadler, Sven Streit und Marcel Tanner gehörten alle zur einstigen wissenschaftlichen Task-Force. Nun scheint ihnen das Thema Corona nicht mehr wichtig genug für einen wissenschaftlichen Austausch.

Auch die ehemaligen Chefs des Bundesamts für Gesundheit Thomas Zeltner und Pascal Strupler scheuen die offene Debatte und lehnten ein Interview ab.

Damit gehörte das Feld Pietro Vernazza allein. Der Schweizer Monat veröffentlichte notgedrungen ein Einzelinterview mit ihm.

Der Mediziner bedauert das. Er hätte «gerne im Gespräch mehr dazugelernt», schreibt er in seinem Blog. Es sei schade, dass es kaum noch eine Plattform gebe, auf der Experten die Ereignisse rund um Corona aufarbeiten könnten.