Über neun Millionen wollten am Sonntagabend den «Tatort» aus Köln sehen. Nicht einmal ein Drittel von ihnen blieb bei der Stange, als danach Caren Miosga mit ihrer Talkshow übernahm.

Dabei hatte sie einen prominenten Gast: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, EU-Spitzenkandidatin der FDP und laute Verfechterin von mehr militärischer Hilfe für die Ukraine.

Was als Interview gedacht war, endete in einem Schmusekurs. Moderatorin Miosga deckte die Politikerin mit netten Worten ein. «Jetzt liegt alle Hoffnung auf Ihnen», «Der Applaus ist Ihrer», «Sie kämpfen wie eine Löwin für die Ukraine»: An Journalismus erinnerte das alles nur noch sehr entfernt.

Sogar aktuelle Steilvorlagen nahm die Gastgeberin gar nicht erst auf. Strack-Zimmermanns Wählerbeschimpfung, als sie Andersdenkende mit Beleidigungen eindeckte, war kein Thema. Die ARD-Redaktion muss bei der Vorbereitung der Sendung den verbalen Ausfall wohl überlesen haben.

Das gab der FDP-Frau die Gelegenheit, ihr Image als beinharte Sicherheitspolitikerin vorzuführen und ihren Kurs als den einzig richtigen abfeiern zu lassen.

Wobei auch der Jö-Effekt nicht fehlen durfte: Kinderbilder aus dem Fotoalbum von Strack-Zimmermann. Aber selbst das brachte die Zuschauer nicht zurück vor den Bildschirm.