Manchmal ist die Wirklichkeit geradezu bösartig anders, als es sich die Politik in allen ihren Fünf-, Zehn- oder sonst wie vielen Jahres-Plänen ausmalt.

Da stellt EU-Kommissions-Präsidenten Ursula von der Leyen ihre grüne Industriepolitik als Hoffnung für ein neues Wirtschaftswunder dar. Da preist Kanzler Olaf Scholz die hohen Investitionen in den Klimaschutz als Wachstumsmotor.

Und dann passiert das: Eines der grössten deutschen Familienunternehmen, mehr als hundert Jahre alt, dessen Produkte in Millionen Kellern stehen und in ebenso vielen Häusern für Wärme sorgen, ein Unternehmen, das den Umbau von Öl- und Gasheizungen auf klimafreundlichere Wärmepumpen in Deutschland entscheidend voranbringen soll, verkauft sich selbst: Viessmann, eine Firma mit 13.000 Mitarbeitern und Milliardenumsatz, verhandelt mit einem US-Konzern, der das Heizungsgeschäft der Deutschen übernehmen will.

Das Energiewende-Wirtschaftswunder – es bröckelt damit weiter vor sich hin: Der erste Stein fiel heraus, als die deutsche Solarindustrie nach Auslaufen der Förderung zusammenbrach und der chinesischen weichen musste. Der zweite Stein überstand den Sturm des Wettbewerbs nicht, als auch der letzte Windanlagen-Hersteller seine Produktion in Deutschland dichtmachte und sich in den Arbeitskosten-günstigeren Osten verzog.

Pure Verzweiflung herrscht längst bei den Automobil-Zuliefern, die keine Kolben, keine Kühler und keine Benzinpumpen mehr herstellen. Und nun sieht es ganz so aus, als wiederholt sich das Trauerspiel bei den Heizungsbauern.

Das Ganze ist kein Wirtschaftswunder, sondern es fühlt sich an wie: Ofen aus.

Die grüne Industriepolitik ist gut gemeint. Das jedoch war schon immer das Gegenteil von gut.