Glück gehabt, Olaf Scholz.

Mit der Veröffentlichung des Mitschnitts des Gesprächs von vier deutschen Luftwaffen-Offizieren – darunter der Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Ingo Gerhartz und Brigadegeneral Frank Gräfe aus dem Kommando Luftwaffe – hat sich die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern wohl erst einmal erledigt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Wladimir Putin mit der Veröffentlichung des Gesprächs vermutlich genau das erreichen wollte.

Ganz nebenbei ist es kein anderer als besagter Luftwaffeninspekteur Gerhartz, der in dem abgehörten Gespräch Kanzler Scholz ein wichtiges Argument in der hitzigen Debatte liefert: Die Taurus würden den Kriegsverlauf nicht ändern, gesteht der Generalleutnant in dem geleakten Mitschnitt.

Und auch Scholz’ Argument, dass bei einer Lieferung von Taurus Bundeswehrsoldaten in der Ukraine eingesetzt werden müssten, bestätigt das Gespräch unfreiwillig. Schliesslich ging es den Offizieren auch darum, wie man einen solchen Einsatz gegebenenfalls verschleiert oder delegiert – etwa mit Hilfe der Briten.

Scholz hat dem Druck, den Taurus an die Ukraine zu liefern, bisher aus guten Gründen standgehalten. Selbst die T-Shirt-bewehrte Marie-Agnes Strack-Zimmermann konnte den Kanzler nicht umstimmen. Das kann man Scholz nicht hoch genug anrechnen.

Sicher macht der Kanzler in anderen Politfeldern, von der Energie bis zur Wirtschaft, katastrophale Fehler. Doch ohne Frieden ist selbst die grossartigste Wirtschaftspolitik belanglos.

Insofern kann sich Deutschland glücklich schätzen, einen Kanzler zu haben, der einen kühlen Kopf bewahrt, auch dann, wenn um ihn herum die Stimmungsmacher aus den eigenen Reihen, seitens der CDU und den Medien den Druck auf ihn erhöhen.