Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Vor allem dann nicht, wenn man sich auf der richtigen Seite der Geschichte wähnt, auf der Seite der Gerechten, auch wenn es sich in den allermeisten Fällen nur um die Seite der Selbstgerechten handelt.

Grünen-Frontmann Anton Hofreiter zum Beispiel, Chef des Europa-Ausschusses im Deutschen Bundestag, weiss ganz genau, wo die Wurzeln für das Attentat auf US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump liegen: «Die Republikaner und insbesondere Trump – auch wenn er das Opfer dieses Attentats war – waren einer der Hauptverursacher für diese extreme Polarisierung», sagte Grünen-Politiker Anton Hofreiter gegenüber der Welt.

Man könnte es auch kürzer sagen: selbst schuld!

Hofreiter argumentiert mit «Hass und Hetze», die die Gewalt ausgelöst habe. «Ich glaube, absolute Sicherheit gibt es nicht, deshalb ist es so wichtig, dass man auf seine Worte achtet. Hass und Hetze führen am Ende zu gewalttätigen Aktionen, nämlich Worte gehen den Taten in der Regel voraus.»

Man kann dem Grünen nicht vorwerfen, er würde sich über den Schuss auf Trump freuen, aber die Argumentation «Wer Hass sät, wird Blut ernten und muss sich nicht wundern, wenn die andere Seite handgreiflich wird» ist im Grunde doch auch nur einen intellektuellen Flügelschlag eines Schmetterlings von offener Schadenfreude entfernt.

Dass Trumps Gegenspieler Joe Biden seinen Kontrahenten noch am Vortag einen «Diktator» genannt hatte, fällt jedenfalls nicht unter die Kategorie des gesäten Hasses, weil es in den Augen der demokratischen Anhänger ja stimmt und berechtigt ist.

«Aus derselben Ackerkrume wächst das Unkraut und die Blume», dichtete Friedrich von Bodenstedt schon im 19. Jahrhundert, wobei die Kinder der Sonnenblume ihren Hass auf die «Nazis» von der AfD und öffentliche die Abgrenzung ihrer selbst als «Demokraten» keineswegs als Hassdelikt sehen, aus dem Untaten erwachsen könnten. Wir haben ja recht, lautet die Logik dahinter.

Ganz abgesehen davon, dass die Theorie, wonach aus schlimmen Worten schlimme Taten werden, ohnehin Unfug ist. Fanatiker und Irre lassen sich auch durch rituelles Absingen von «Guter Mond du gehst so stille» nicht stoppen. Die Idee, man mache brave Parteigänger mit markigen Sprüchen zu Killern, mag als parteipolitische Polemik taugen. Valide ist sie nicht.

Dass es seit Jahr und Tag brennende Autos und Übergriffe auf AfD-Politiker gibt, hat bislang auch noch keinen Linken zum Nachdenken über die eigene Wortwahl bewogen. Wer die AfD permanent zum «Nazi»-Klub erklärt und mit Vergleichen der Machtergreifung 1933 daherkommt, insinuiert nichts anderes, als die fälschliche Berechtigung zum Einsatz aller Mittel gegen die heraufziehende Barbarei.

Die grenzenlose Selbstgerechtigkeit und Selbstgewissheit der Linken schaffte es unlängst sogar in den Koalitionsausschuss der Ampel, wo die SPD-Vorsitzende Saskia Esken den FDP-Leuten vorwarf, stets segensreiche Projekte zu blockieren. Auf die Vorhaltung, Gleiches doch auch mit FDP-Vorstössen zu tun, sagte Esken: «Das sind ja unsere Überzeugungen!» Ist es links, sind es Überzeugungen, kommt es von anderswo, ist es Obstruktion.

Dass diese Weltsicht nicht ganz neu ist, erkennt man daran, dass schon die alten Lateiner das gleiche Phänomen beobachteten: «Quod licet Iovi / Jovi, non licet bovi» – was der eine darf, darf der andere noch lange nicht. Dass aus der gleichen Ackerkrume auch Einsicht und (Selbst-)Erkenntnis wachsen, ist eher unwahrscheinlich.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.

Die 3 Top-Kommentare zu "Für Grünen-Hofreiter ist Trump mehr oder weniger selbst schuld am Attentat auf ihn: Er sei der «Hauptverursacher für die extreme Polarisierung»"
  • aliasmailster

    Antonia gehört schon lange in die geschlossene Anstalt!

  • UKSchweizer

    Wenn rot/grün mit immer extremeren Vorschlägen kommt, dann ist das Fortschritt. Wenn rechte Politiker dagegen setzen ist es Polarisierung. Ein total verschobenes Weltbild von Hofreiter. In den USA hat Obama die Hauptschuld an der Polarisierung. Er war der linkste demokratische Präsident seit Gedenken.

  • b_lady

    🇺🇲TRUMP'S LIFE MATTERS🇺🇲