Sich in die Niederungen des einfachen Manns von der Strasse herabzulassen und sich seine Sorgen und Nöte anhören: Das gehört zum politischen Geschäft. Und es verkauft sich in den Medien immer gut.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), nicht unbedingt verwöhnt von grossartigen Umfragewerten, fand es wohl an der Zeit, auch wieder mal mit Durchschnittsverbrauchern zu sprechen. Deshalb organisierte er im Bendorf in Rheinland-Pfalz ein «Kanzlergespräch». Es hiess, dort werde er sich den Fragen der Bürger stellen.
Angeblich wurden die Plätze für die Veranstaltung bei einer Verlosung durch eine Zeitung vergeben. So sollte ein Querschnitt durch die Bevölkerung entstehen. Man habe keine Ahnung, welche Fragen gleich kommen, verkündete die Moderatorin.
Dann war es sicher ein reiner Zufall, dass viele der Wortmeldungen von Leuten stammten, die parteipolitisch aktiv sind – und zwar von SPD und Grünen, die Teil der Regierung von Scholz sind.
Jutta Mannebach aus Koblenz beispielsweise ist Vorstandsmitglied der Grünen in ihrer Stadt – was sie tunlichst verschwieg.
https://twitter.com/Libra08101/status/1655266276128727045
Zusammenschnitte des «Kanzlergesprächs» auf Twitter zeigen: Das war keine Ausnahme. Fragen stellen durften auch ein SPD-Ortsvorsitzender, ein Juso-Beisitzer oder eine Kreissprecherin der Grünen.
Der Kanzler stellt sich Fragen zufällig ausgewählter Bürger.
So stelle ich mir auch den #buergerrat vor, gute Sache! pic.twitter.com/sL60mJx4Hv— TheRealTom™ 🌞 (@tomdabassman) May 7, 2023
Transparent gemacht wurde das in keinem der Fälle. Bürger waren wohl alle, die Fragen stellen durften. Aber ein zufälliger Querschnitt durch Deutschland war es nicht.
So was gab es in Marburg auch. Im Grunde genommen wurde dabei nur unnötig CO2 ausgestoßen. Das hätte man sich wirklich sparen können
Viel schlimmer als Lügen sind Lücken. Dinge weglassen, die essenziell sind, denn weggelassen existieren sie nicht. Dass in so einer inszenierten Show fast alle Fragen im Voraus vereinbart, alle Frager und innen grünsozilinks aktiv sind, wird nicht erwähnt, also sind sie nicht. Wie bei den Talkshows in den ÖR, die bodenlos einfältig sind und zumeist nur darin bestehen, einen Alibiaussenseiter blosszustellen und runterzumachen.
handverlesene, klatschende dubbel drumherum