Deutschlands Jugendliche haben Angst vor einem Krieg in Europa. Das gaben 81 Prozent von ihnen in der gerade veröffentlichten Shell-Jugendstudie 2024 an.

Damit ist die Angst vor einem Krieg die grösste Angst der Jugendlichen im Land der «Dichter und Denker». Bemerkenswert ist: 2019 waren es 46 Prozent der Jugendlichen, die Kriegsangst bei der Shell-Erhebung angaben.

Diese enorme Steigerung innerhalb weniger Jahre kommt nicht von ungefähr. Landauf, landab sprechen Politiker von «Kriegstüchtigkeit». Weite Teile der Politik wollen die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht.

Gerade erst sagte der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in einem Gespräch mit Caren Miosga, seine Partei wolle eine allgemeine «Dienstpflicht», auch für Frauen. «Dazu müssten wir das Grundgesetz ändern, auch für die Wehrpflicht.»

Kriegstüchtigkeit, Wehrpflicht, Grundgesetzänderung? Die Jugend scheint zu begreifen, dass ein grosser Krieg droht. Die Erwachsenen sind gut beraten, wenn sie die Wahrnehmung der jungen Leute ernst nehmen. Wenn 81 Prozent der Jugendlichen eines Landes als grösste Sorge Angst vor einem Krieg angeben, dann liegt das nicht an einer verzerrten Wahrnehmung, sondern an einer Realität, der sich endlich auch die Erwachsenen stellen sollten.

Noch immer agiert ein erheblicher Teil der Bevölkerung im Schlafwandlermodus. Sinn- und merkbefreit nehmen diese Bürger Entwicklungen und eine Propaganda hin, die zunehmend als kriegsvorbereitend betrachtet werden kann.

Immer fester zementieren Politik, Medien und Experten das Feindbild Russland. Gerade erst lautet eine fette Schlagzeile in der Bild: «BND-Chef schlägt Alarm: Russland ist 2030 zum Angriff auf uns bereit!»

Seit Jahren besteht der Eindruck, dass förmlich eine heisse Konfrontation zwischen Nato und Russland herbeigeredet wird. Die Schwungmasse der Konfrontationspolitik hat längst eine enorme Kraft erreicht. Sie einzufangen, wird immer schwieriger. Wann erwachen die Erwachsenen?

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.