Der neue Mitte-Bundesrat Martin Pfister ist in seinem Wohnort Baar im Kanton Zug gefeiert worden. Dabei spielte sich Kurioses und Unschweizerisches ab.

Eine Reporterin von 20 Minuten berichtet, Pfister habe «fast schon royal» in die Menge gewinkt – «aus der Kutsche und später auch vom Balkon».

Königliche Allüren in der direktdemokratischen Schweiz? Please.

Es kommt noch dicker. «Auf einer Art Thron signierte Pfister später leere Flaschen mit seinem Konterfei drauf», lesen wir weiter.

Häuptling «Leere Flasche» auf dem Thron: Die Symbolik erschliesst sich uns nicht ganz.

Da hilft es auch nicht weiter, wenn wir erfahren, dass es nach dem royalen Winken in die Menge und den Ansprachen («Mir kommen die Tränen, wenn ich euch sehe») gratis Bier zu Ehren des Gewählten gab, das «innert Minuten alle» war.

Wollte Pfister mit seinen Tränen andeuten, dass er aus demselben (weichen) Holz geschnitzt ist wie seine Vorgängerin Viola Amherd, die weinte, als sie im Parlament verabschiedet wurde und dabei womöglich auf den Trümmerhaufen ihres Wirkens zurückblickte?

Und weiter wäre zu fragen: Erträgt das Fussvolk die gnädigen Herren aus Bern nur noch, wenn es sich besäuft?

Andernorts erfahren wir: «Die Zentralschweiz feiert nach über zwanzig Jahren den Wiedereinzug in den Bundesrat.» (Nebelspalter)

Ich weiss nicht: Hat eine Grossregion aus sechs verschiedenen Kantonen Grund zum Feiern, weil einer aus dieser Grossregion Bundesrat wird – und erst noch mit dem Segen der Linken, die in dieser Grossregion sonst nicht so gross auftrumpfen?

Ginge es nicht vielmehr darum, welche Politik dieser Bundesrat verfolgt, was er für die Schweiz und die Schweizer tut, als darum, woher er zufällig kommt? Macht er eine bessere Politik, weil er mein Nachbar ist?

Und überhaupt: Was soll dieser royal angehauchte Personenkult in lokalpatriotischem, regionalklientelistischem Gewand?

Fragen über Fragen.

Der König von Baar wird sich jedenfalls als Diener des Volkes, des Chefs in der Schweiz, erst noch beweisen müssen. Ganz nüchtern.