Schon blöd, wenn man «hart, aber fair» sein möchte, aber schlechter informiert ist als die eigenen Talk-Gäste. So geschehen beim forschen ARD-Talk mit Louis Klamroth am 27. Februar.

Der ging ziemlich unfair dazwischen, als Linken-Frontfrau Sahra Wagenknecht von Kriegsverbrechen der ukrainischen Truppen sprach, die sogar von den Vereinten Nationen dokumentiert seien. Es sei seine «Verantwortung als Moderator, hier keine Falschmeldungen stehen zu lassen», intervenierte Klamroth, anstatt einfach auf den späteren Faktencheck zu verweisen.

Der ging dann weit weniger hitzig auf der Webseite der Sendung online und bestätigte zunächst den Lügenvorwurf des Moderators gegen Wagenknecht. Dumm nur, dass die Redaktion dann etwas später kleinlaut einräumen musste, «in einer früheren Version des Faktenchecks» den «Bericht der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Juli 2022 und den UN-Bericht aus dem September 2022» übersehen zu haben. «Mittlerweile ist uns ein Bericht der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Juli 2022 bekannt, in dem auch sexualisierte Gewalt auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet berichtet wird.»

Ganz abgesehen davon, dass in Kriegs-Kontexten selten Monster und Ehrenmänner sauber nach Frontverlauf geschieden werden können, flankierte die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt das Wortgefecht zwischen Klamroth und Wagenknecht auch noch immer wieder mit einem bemerkenswerten verbalen Sperrfeuer in keifender Tonlage («Wie empathielos kann man sein!»), als sei den Gräueln des Krieges mit besonderer Empfindsamkeit beizukommen. Ein peinliches, faktenfreies Echauffieren, dass vom UN-Bericht in grausamer Nüchternheit widerlegt wird.

Schade nur, dass man den revidierten Faktencheck schon eigens suchen und finden muss, während der Zwist vor laufender Kamera festgehalten wurde.

Hart, aber falsch, und dann später richtig …

Ralf Schuler ist Politikchef bei Rome Medien und betreibt auf Youtube den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch heisst «Generation Gleichschritt» (Fontis-Verlag, Basel)

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Hart, aber unfair: ARD-Moderator bezichtigt Sahra Wagenknecht der «Falschmeldung». Blöd, dass die Linken-Frontfrau besser informiert war"
  • max.bernard

    Ein ziemlicher Widerling, dieser Klamroth! Statt fair zu moderieren, ergriff er stets Partei und dies indem er nicht nur fälschlich Wagenknecht der Falschmeldung bezichtigte, sondern diese ständig unterbrach. Dazu die übliche Besetzung der Runde: Wagenknecht gegen 5 Kontrahenten, was Letzteren das vom Sender gewünschte Übergewicht bei der Redezeit gewährleistete. Ich bin immer wieder erstaunt wie sachlich argumentierend Sahra Wagenknecht bei all den Schlägen unter die Gürtellinie bleibt.

  • Alpensturm

    Dieses Konpfauge kann Wagenknecht intellektuell nicht das Wasser reichen. Die Ukraine ist schon jetzt ein "toter" Staat und es macht keinen Sinn, Deutschland noch weiter in den Krieg hineinzuziehen. Die meisten Deutschen wollen Frieden mit Russland, nur dürfen das die korrupten Antlantiker-Medien nicht zugeben. Alles meine Meinung.

  • erstaunte

    Hab Frau Göring-Eckardt & Frau Strack-Zimmermann noch nie derart empört u. so außer sich gesehen u. gehört, als es um die vielen, vielen schrecklichen (Gruppen-) Vergewaltigungen u. gewalttätigen brutalen Angriffe u. Morde zB hier in Deutschland (auch an Kindern & Jugendlichen) in den letzten Jahren ging. Da war keiner so aufgeregt oder so nah am Wasser gebaut, oder haben sich so derart eingesetzt. Das war übrigens die Stelle in der Sendung, an der ich für immer diese Freakshow abschaltete.