Giampiero Avruscio, Chefarzt für Gefässmedizin im Krankenhaus von Padua, ruft um Hilfe. Angesichts der vierten Pandemiewelle und einer steigenden Zahl von Klinikeinweisungen stünden viele Abteilungen vor dem Kollaps.

Aber nicht, weil es zu viele Patienten gibt. Sondern zu wenig Ärzte und Pflegekräfte. «Wir sind am Ende unserer Kräfte», klagt Avruscio: «Die Lage ist paradox, weil uns die Suspendierung ungeimpfter Kollegen zusätzlich belastet.»

Allein in seiner Klinik seien seit der Einführung der nationalen Impfpflicht für medizinisches Personal in diesem Mai mehr als 200 ungeimpfte Mitarbeiter vom Dienst suspendiert worden.

Avruscio schlägt vor, die ungeimpften Kollegen so schnell wie möglich wieder arbeiten zu lassen. Und sie alle 24 oder 48 Stunden auf das Coronavirus zu testen.

Doch die Politik will von diesem überaus praktikablen Vorschlag nichts wissen: Von der Regierung der Region Venetien kam ebenso postwendend ein Nein wie vom Gesundheitsministerium in Rom.

Die Impfpflicht wird an diesem Mittwoch sogar auf zusätzliche Berufsgruppen ausgeweitet: auf die Sicherheitskräfte und auf alle Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen.

Früher wusste noch jeder Landser, dass man besser die Richtung wechselt, wenn der eingeschlagene Weg zurückschlägt. Die heutigen Grossstrategen im Virenkrieg aber befehlen dem Fussvolk, beim Marsch immer geradeaus noch einen Zahn zuzulegen.