Die NZZ am Sonntag vermeldet ein Resultat von Sotomo, der Meinungsbefragung. Danach rücken junge Frauen immer mehr nach links und junge Männer immer mehr nach rechts.

Abgesehen davon, dass nicht definiert wird, was nun «links» und «rechts» sein soll, abgesehen davon auch, dass jemand, der FDP wählt, nicht unbedingt als «rechts» eingestuft werden kann, ist auch das Ergebnis alles andere als neu. Diesen politischen Geschlechtergraben gibt es schon seit zirka dreissig Jahren.

Er wird von den Analysten letztlich auf die Ursache zurückgeführt, dass es für junge Männer in den vergangenen Jahren immer mühsamer geworden ist, einen sinnvollen Weg zum Mannsein zu finden. «Unsere Söhne haben Probleme», schreibt der renommierte Psychologe William Pollack, «und diese Probleme sind gravierender, als wir denken».

Buben und junge Männer können sich nicht mehr an allgemeingültigen Bildern von Männlichkeit orientieren, wie das früher der Fall war. Stattdessen müssen sie sich allein zurechtfinden.

Die Folge ist – wie eine repräsentative Studie über 20-jährige Männer vor kurzem festgestellt hat – eine grosse Angst vor der Zukunft. «Die Männer leiden in ihrer subjektiven Befindlichkeit und fühlen sich in der Defensive.»

Die linken Parteien haben seit langem nur ein Ohr für frauenpolitische Anliegen; die bestehende Männerkrise nehmen sie nicht zur Kenntnis. Der frühere SP-Präsident Hans-Jürg Fehr hat die Männer gar aufgefordert, Feministen zu werden.

Anders die konservativen Parteien: Sie bieten ein klares Männerbild an, eine klare Arbeitsteilung der Geschlechter und eine klare Perspektive für Männer. Das mag zwar rückwärtsgewandt sein, aber es ist klar und damit auch verlockend.