56.865 Menschen leben nach Angaben der Weltbank auf der grössten Insel der Welt: Grönland. Das sind etwa doppelt so viele, wie beispielsweise in Olten wohnen.

Es gibt fünf Parteien, von denen sich vier am Freitag zu einer Einheitsregierung zusammengefunden haben, was auf dem Boden der alten Wikingersiedlung ein historischer Schritt ist. Die auf eine schnelle Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark pochende Partei Naleraq bildet nun allein die Opposition.

Der Zusammenschluss passierte just zur gleichen Zeit, als US-Vizepräsident J. D. Vance und seine Frau einen US-Militärstützpunkt auf Grönland besuchten und Vance dabei sagte, dass die Dänen keinen guten Job auf der Insel gemacht hätten. Die Amerikaner könnten das besser. Was er damit genau meinte, liess er im Unklaren.

Der Zusammenschuss passierte auch genau zu dem Zeitpunkt, als US-Präsident Trump ein patriotisches Video auf seinem Social-Media-Kanal postete, das an den Untergang des amerikanischen Truppentransportschiffes SS «Dorchester» erinnert, das von einem Torpedo aus den Rohren eines Nazi-U-Boots versenkt worden war. Berühmt ist die Tragödie, weil auf dem Schiff vier Geistliche selbstlos ihre Rettungswesten weitergaben, damit andere retteten, aber selbst ertranken.

Die Geschichte der «vier Kapläne» gehört zu den US-Kriegsmythen. Die Amerikaner hatten damals Grönland vorsorglich besetzt, damit es nicht so wie Dänemark an Nazi-Deutschland falle. Aus dieser Zeit resultiert die US-Militärpräsenz auf der Insel.

Grönland fällt unter die in den EU-Verträgen verankerte Klausel zur gegenseitigen Verteidigung: Gemäss Artikel 42.7 sind alle Mitgliedstaaten «zur Hilfe und Unterstützung» verpflichtet, wenn ein anderer Mitgliedstaat «Opfer eines bewaffneten Angriffs auf sein Hoheitsgebiet» wird. Andrius Kubilius, EU-Kommissar für Verteidigung, erklärt: «Wir sind bereit, unser Mitgliedsland Dänemark zu verteidigen.»

Geologen vermuten in der eisigen Erde Grönlands bedeutende Mengen von Uran und seltenen Erden. Diese Vorkommen könnten so gross sein, dass sie die weitgehende Dominanz Chinas über diese Materialien auf dem Weltmarkt eindämmen könnten. Die grosse Regierungskoalition in Grönlands Hauptstadt Nuuk ist sich aber einig, aus Umweltgründen die Förderung nicht voranzutreiben, allerdings haben die Amerikaner bereits Minenkonzessionen auf der Insel erworben.

Das ist die nüchtern beschriebene Lage auf dem nördlichsten bewohnten Teil der Erdkugel.

Zusammengefasst lautet sie: Es herrscht kalter Krieg um Grönland. Entspannung sieht anders aus.